Christine Koschmieder hat einen Roman über eine Frau geschrieben, die gegen ihre Alkoholsucht kämpft. Sie heißt Christine Koschmieder. Wie wird das eigene Leben zur Literatur? Wie viel Privates gibt man preis? Und wie ist es, wenn das eigene Buch im Literarischen Quartett besprochen wird?
Das Gespräch mit der Autorin und Literaturagentin Christine Koschmieder ist nach Dörte Hansen und Rebecca Gablé die letzte der drei Podcast-Folgen von der Frankfurter Buchmesse 2022. Und es ist ein ganz besonderes Gespräch.
Zum einen wurde Christine Koschmieders Roman »Dry« unmittelbar vor dem Treffen auf der Messe im Literarischen Quartett im ZDF besprochen. Ihr Verleger Gunnar Cynybulk saß im Publikum, wie hier im literaturcafe.de nachzulesen ist. Wie hat die Autorin das Ganze erlebt?
Christine Koschmieder: Dry, verlegt bei KanonUnd dann ist »Dry« ein ganz besonderer und ein sehr persönlicher Roman. Das mit dem »persönlicher Roman« – oder gar »persönlichster Roman« – ist normalerweise eine Klappentext-Floskel. Doch in diesem Fall trifft es zu. Christine Koschmieder erzählt in »Dry« die Lebensgeschichte einer Figur mit Namen Christine Koschmieder. Trotz einiger Schicksalsschläge hat diese Frau ihr Leben scheinbar im Griff. Doch schon am Beginn des Buches wissen wir, dass vieles Fassade ist. Christine Koschmieder ist Alkoholikerin. »Funktionale Alkoholikerin«, wie es die Autorin im Gespräch präzisiert. Es ist keine Sucht mit schlimmen Abstürzen. Sie trank, um zu funktionieren und das Leben zu meistern. Das Buch beginnt in der Suchtklinik, und gemeinsam mit der Autorin Christine Koschmieder blicken wir auf das Leben der Romanfigur Christine Koschmieder.
Das eigene Leben zu einem Roman zu machen, scheint 2022 ein preisgekrönter Trend zu sein: Der Deutsche Buchpreis an Kim de L‘Horizont, der Literaturnobelpreis an Annie Ernaux. Warum steht auf diesen Büchern »Roman« und nicht »Autobiografie«?
Christine Koschmieder kann die Frage einfach beantworten und nennt im Gespräch mehrere Gründe. Zum einen schrieben Autobiografien meist berühmte Leute, doch das sei sie nicht. Zum anderen gibt es verschieden Wahrheiten. »Dry« ist ihre Version. Doch erhebt das Buch keinen Anspruch auf Wahrheit und Vollständigkeit.
Im Podcast des literaturcafe.de berichtet Christine Koschmieder von der Entstehung des Romans. Privates preiszugeben, sei eine Befreiung gewesen. Jetzt bestimme sie, was die anderen von ihr wissen.
Die Form all das niederzuschreiben, sei jedoch eine sehr literarische, wie der Autorin auch im literarischen Quartett bescheinigt wurde. Lamoriant, egoistisch, selbstbezogen, all diese Klischees über »Suchtromane« wollte sie vermeiden, was Christine Koschmieder auch gelungen ist. Selbst literarisch schleicht sich der Alkohol nicht immer sichtbar ins Leben der Hauptfigur.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Christine Koschmieder, das auf der Frankfurter Buchmesse 2022 geführt wurde, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
Christine Koschmieder: Dry: Roman. Gebundene Ausgabe. 2022. Kanon Verlag Berlin. ISBN/EAN: 9783985680429. 24,00 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Christine Koschmieder: Dry: Roman. Kindle Ausgabe. 2022. Kanon Verlag. 19,99 € » Herunterladen bei amazon.de Anzeige
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