An die Episode #83 über Robert Merton und die wissenschaftlichen "Normen" anschließend, möchte ich in der heutigen Episode eine weitere grundlegende Überlegung anstellen. Mertons Normen scheinen mir wichtige Eckpfeiler zu sein, wenn man moderne Wissenschaft verstehen möchte, aber es gibt noch eine Reihe weiterer Aspekte, die man bedenken sollte.
Einer davon ist die Idee des Naturalismus und auch dessen Beschränkungen. Dies ist insofern auch für die Einschätzung von Wissenschaft und wissenschaftlicher Erkenntnis für die großen Fragen der Zukunft von großer Bedeutung, weil es uns den Rahmen vorgibt, zu welchen Aspekten der Welt Wissenschaft im Allgemeinen und Naturwissenschaft im Besonderen Aussagen tätigen kann. Und zu welchen nicht.
Die Frage des Naturalismus ist also: was ist überhaupt der Gegenstand unserer Betrachtung, und wo sind die Grenzen der Wissenschaft? Und damit verbunden sind Materialismus, Universalismus (wie bereits erwähnt), die Frage, was Wahrheit und Objektivität bedeuten, methodische Zugänge wie Reduktionismus (Experiment) und systemisches Denken und Emergenz, wie sich das Zusammenspiel zwischen Beobachtung und Theorie verhält, was ein Naturgesetz konstituiert und ob es nun gelingen kann, scharf zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft zu unterscheiden. In dieser Episode werde ich mich auf die Themen: Reduktionismus, Materialismus und wie diese mit dem Naturalismus in Zusammenhang stehen, beschränken. Die anderen Themen vielleicht mal in einer zukünftigen Episode.
»Es gehört zu den methodischen Grundsätzen der Wissenschaft, dass man gewisse fundamentale Fragen nicht stellt. Es ist charakteristisch für die Physik, so wie sie neuzeitlich betrieben wird, dass sie nicht wirklich fragt, was Materie ist, für die Biologie, dass sie nicht wirklich fragt, was Leben ist, für die Psychologie, dass sie nicht wirklich fragt, was Seele ist. Wollten wir nämlich diese schwersten Fragen gleichzeitig stellen, während wir Naturwissenschaft betreiben, so würden wir alle Zeit und alle Kraft verlieren, sie lösbaren Fragen zu lösen. Auf der anderen Seite darf man sich nicht täuschen, dass das methodische Verfahren der Wissenschaft [...] wenn es sich über seine eigene Fragwürdigkeit nicht mehr klar ist, etwas Mörderisches an sich hat.«, Carl Friedrich von Weizsäcker
Referenzen
Andere Episoden
Fachliche Referenzen
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096 — Ist der heutigen Welt nur mehr mit Komödie beizukommen? Ein Gespräch mit Vince Ebert
095 — Geopolitik und Militär, ein Gespräch mit Brigadier Prof. Walter Feichtinger
094 — Systemisches Denken und gesellschaftliche Verwundbarkeit, ein Gespräch mit Herbert Saurugg
093 – Covid. Die unerklärliche Stille nach dem Sturm. Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann
092 — Wissen und Expertise Teil 2
091 — Die Heidi-Klum-Universität, ein Gespräch mit Prof. Ehrmann und Prof. Sommer
090 – Unintended Consequences (Unerwartete Folgen)
089 — The Myth of Left and Right, a Conversation with Prof. Hyrum Lewis
088 — Liberalismus und Freiheitsgrade, ein Gespräch mit Prof. Christoph Möllers
087 — Reflexionen über 2023
086 — Climate Uncertainty and Risk, a conversation with Dr. Judith Curry
084 — (Epistemische) Krisen? Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann
083 — Robert Merton — Was ist Wissenschaft?
082 – Smart Communities, ein Gespräch mit Ulrich Ahle
081 — Energie und Ressourcen, ein Gespräch mit Dr. Lars Schernikau
080 — Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion
079 — Escape from Model Land, a Conversation with Dr. Erica Thompson
078 — Was ist in der Wurst? Podcasten im Zeitalter künstlich generierter Inhalte
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