Wollen Männer immer Sex haben und reden Frauen sich mit Migräne raus?
Sprechen Männer nicht über ihre Probleme und trinken sich einen während Frauen mit ihren besten Freundinnen über alles quatschen?
Wenige Lebensbereiche sind so voller Stigmata, Vorurteile und Scham wie der Bereich Sexualität und Intimität!
Umso glücklicher sind wir, dass wir ein wundervolles Interview mit der erfolgreichen Paar- und Sexualtherapeutin Nancy Glisoni führen können.
Was können wir tun, um auf den Vorurteilen und der Scham zu entfliehen?
Wer ist eigentlich dieser Volksmund, der sagt, was “man” darf und was nicht?
Viele spannende Fragen an Nancy – und noch mehr tolle Antworten.
Hör unbedingt in die Folge rein und schau Dich hier bei Nancy weiter um: Zur Website: https://www.nancyglisoni.com/ Folge ihr auf Insta: https://www.instagram.com/nancyglisoni/
Nancy freut sich sehr, wenn Du Dich mit Themen und Fragen an sie wendest 😊
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Laura Roschewitz: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Moin um Neun, dem Business Schnack mit Gretel und Laura und heute habe ich mal wieder die Ehre, einen Gast zu begrüßen, eine Gästin. Hallo liebe Nancy Glisoni, schön, dass du da bist.
Nancy Glisoni: Hallo, liebe Laura. Ich freue mich. Danke für die Einladung.
Laura Roschewitz: Sehr, sehr gerne. Und immer wenn wir Interview Zeit haben, können wir euch ja sozusagen Gästinnen vorstellen, die selber selbstständig sind, die Unternehmerinnen sind, die vielleicht schon lange selbstständig sind oder erst ganz kurz, die spannende Themen mitbringen. Und ich freue mich sehr, dass ich dich heute vorstellen darf, denn wir kennen uns noch gar nicht so lange, aber schon recht intensiv. Und ich bewundere dich sehr für deine Arbeit und die gehört auf jeden Fall in die Welt posaunt. Und vielleicht kennt ja die eine oder andere zuhörende Person dich noch nicht. Deswegen versuche ich dich mal mit meinen Worten zu beschreiben, nämlich so, wie ich dich kennengelernt habe. Nancy Glisoni ist Paar- und Sexualtherapeutin. Ähm, sitzt in der Schweiz. Also ich grüße von Schweden runter in die Schweiz und du bist Mutter. Also wir haben ja auch verschiedene Rollen in unserem Leben. Also du bist selbständige Person, du bist seit 2013 selbstständig in eigener Praxis, das heißt, du bist eher vor Ort tätig als virtuell. Du hast wirklich den physischen Kontakt zu den Menschen und du bist aber darüber hinaus noch so viel mehr. Du bist zum Beispiel Bloggerin, du schreibst tolle Blogartikel, du hast einen Dackel. Das finde ich ganz großartig. Ich habe eine große Dackel Liebe und du bist so so viel und das kriegen wir hier wahrscheinlich gar nicht so schnell untergebracht. Aber für die Menschen, die dich Lust haben, mal ein bisschen kennenzulernen, stelle ich doch vielleicht noch mal in deinen eigenen Worten vor.
Nancy Glisoni: Ja, erst mal vielen Dank! Du hast schon ganz viele sehr wichtige Sachen über mich gesagt. Ich bin tatsächlich Paar-/Sexualtherapeutin, bin Mutter von drei Söhnen, verheiratet und lebe seit 16 Jahren in der Schweiz. Komm eigentlich gebürtig aus Deutschland, hört man ja auch, Ecke Berlin und zwar in Potsdam. Und es hat mich nicht wegen der Liebe in die Schweiz verschlagen, sondern tatsächlich aufgrund meiner Arbeit, die damals noch einen ganz anderen Schwerpunkt hatte und sich eigentlich mit der Familie verändert hat, so.
Laura Roschewitz: Du hast gerade schon gesagt, ihr hatte damals einen ganz anderen Schwerpunkt, das, das macht mich neugierig, weil es ist ja schon ein sehr, sagen wir mal spezieller Beruf, Paar- und Sexualtherapeutin zu werden. Und da ist ja bestimmt eine Geschichte dahinter, wie sich das dahin entwickelt hat. Wahrscheinlich werden die wenigsten Menschen aus der Schule kommen und sagen so, also was ich mir wünsche, ist, Paar- und Sexualtherapeutin zu werden. Vielleicht heute, Ich weiß es nicht, aber ich denke mal, vor 20 Jahren war das vielleicht noch ein bisschen anders. Wie ist dein Weg gewesen dorthin, dass du diesen Beruf ergriffen hast mit eigener Praxis?
Nancy Glisoni: Das ist tatsächlich eine lange Reise gewesen. Und ich habe früher eigentlich im Familienbereich gearbeitet, das heißt mit Familien, Kindern in der Familienberatung und das immer mehr Schwerpunkt geworden, dass ich Eheberatung gemacht habe oder Paarberatung. Damals hieß das noch Eheberatung. Jetzt dürfen natürlich auch Paare sich beraten lassen, die nicht verheiratet sind. Und darüber bin ich eigentlich an diese Thema gekommen mit Paaren zusammenzuarbeiten und keine Paartherapie, keine Paarberatung läuft ohne das Thema Sexualität. Und dann kommen so Themen "Ja, ich habe gar keine Lust mehr" oder sind so Funktionsstörungen. "Meine Erektion hält gar nicht mehr so lang" und so bin ich eigentlich mehr und mehr auch in diesem Thema Sexualität und Partnerschaft und habe dann eigentlich den Teil Erziehung wie verabschiedet, weil ich auch selber drei Kinder hatte und nicht mehr über Trotzphase reden wollte, nicht mehr über Anfang der Pubertät, oder ja, so Themen waren dann irgendwann genug und darum ist dann eigentlich so meine Reise weitergegangen, dass ich wirklich auch gesagt habe, ich möchte mich gern spezialisieren und arbeite jetzt mit Paaren und aber auch in der Sexualtherapie und in der Paartherapie auch mit Einzelpersonen, je nachdem, das ist eigentlich so die Geschichte dorthin, die sich einfach ergeben hat. Ich habe es nicht gesucht, sondern das auch aus eigenen Interesse. Und immer, wenn ich selber an Grenzen oder neugierig geworden bin ah, okay, ja, da müsste ich vielleicht auch noch mal was wissen. Bin ich eigentlich wieder wie an den nächsten Punkt gekommen und habe was dazugenommen, wie zum Beispiel Sexualtherapie.
Laura Roschewitz: Das finde ja super spannend. Das kennen wahrscheinlich auch viele. Das vielleicht gerade auch als Selbstständige. Man gründet, man überlegt sich, ich möchte jetzt genau mit dem selbstständig sein. Das hören wir auch ganz oft. Und dann entwickelt sich der Weg halt anders und viele machen sich am Anfang einen riesen Druck. Was jetzt genau die Berufsbezeichnung ist und wie genau. Und dann merken wir meistens retrospektiv, dass es sich ja doch auch noch sehr verändert. Was würdest du denn so sagen? Was ist in deiner Arbeit das, was dich daran so reizt oder was dich so zufrieden und glücklich macht? Also warum begleitest du gerne Menschen in diesem Bereich? Was ist das, was daran Nancy sozusagen beglückt? Also was ist wirklich dieser Kern der Arbeit? Das finde ich irgendwie super interessant.
Nancy Glisoni: Wofür ich brenne, ist tatsächlich Beziehungen oder ist Beziehungsarbeit. Ich finde es mega spannend und jedes Mal, wenn ein Paar zu mir kommt, dann habe ich einfach immer andere Themen. Ich kann mich im Grunde genommen auf keine Sitzung vorbereiten und wenn ich es tatsächlich, ich habe es früher mal gemacht. Es hat keinen Sinn gemacht, weil in der Sitzung ist einfach alles anders gekommen. Da hat ein Satz den anderen ergeben, eine Dynamik und eins hat zum anderen geführt. Und ich hatte gar keine Chance, mich irgendwie vorzubereiten. Und darum. Ich finde es so wahnsinnig spannend. Tatsächlich. Wenn ich Sitzungen habe, weiß ich einfach nicht wirklich, was mich erwartet und und wohin der Weg geht. Und neben dem, dass es immer spannend ist und natürlich jetzt auch durch die Thematik extrem abwechslungsreich. Das heißt, meine Themen gehen ja wirklich von Kommunikation über sexuelle Funktionsstörungen über, natürlich auch manchmal Erziehungsthemen. Die kann ich nicht ganz ausklammern. Spielt ja auch mal mit ein, wie werden wir in ein gutes Eltern Team. Aber auch, wenn in der Beziehung betrogen wurde oder Verletzungen stattgefunden haben, das heißt, ich habe so ein großes Spektrum, dass einfach jeden Tag andere Themen da sind und das wahnsinnig spannend und äh, ja, ich liebe Happy End und darum Mag ich es auch immer dran zu schaffen. So.
Laura Roschewitz: Das heißt, du bist ein großer Beziehungs Fan, also Pro Beziehung. Passiert es denn bei dir auch? Ist das auch ein Teil deiner Arbeit, dass Paare sich trennen oder das Trennungswege eingeschlagen werden? Oder ist das eher so, dass du wirklich die Verfechterin der Beziehungsrettung bist? Wie kann man sich das von außen vorstellen? Vielleicht Menschen, die jetzt auch noch nicht so viel Kontakt mit dem Bereich hatten?
Nancy Glisoni: Viele kommen natürlich zu mir und sagen "Oh, Frau Glisoni, sie müssen unsere Beziehung retten". Und ich sage dann immer, ich kann sie nur auf dem Weg begleiten oder ich kann euch nur auf dem Weg begleiten. Und nein, der Weg kann manchmal auch sein, dass man sich trennt, weil es einfach für beide sich besser anfühlt. Oder wenn einer auch schon wie ja nicht mehr mit in der Beziehung drin ist. Wenn er schon so eine weite Distanz hat, dann funktioniert sie nicht mehr. Und dann kann manchmal auch in der Paarberatung oder Paartherapie eigentlich so eine Trennungsphase mit bearbeitet werden und dann geht es eher darum, wie wie finden wir einen guten Weg miteinander? Wie kann derjenige, der vielleicht noch ganz fest im Schmerz mit drin ist, lernen, damit umzugehen? Und wenn noch natürlich Kinder mit dabei sind, dann geht es auch immer darum, wie können wir trotzdem noch Eltern bleiben, Familie irgendwo bleiben und trotzdem als Paar getrennte Wege gehen? Und ich finde immer, wer zu mir kommt, der macht sich auf den Weg und wir gucken zusammen, wohin der Weg geht. Ob du jetzt nach links, nach rechts. Da muss man immer schauen. Wichtig ist, dass man ja sagt zu dem Weg und dann, ja dann begleite ich den natürlich sehr, sehr gerne.
Laura Roschewitz: So, was würdest du sagen? Wie stark ist diese Arbeit, die du machst, tabuisiert? Ich stelle mir jetzt so vor, dass das natürlich ich kenne mich ja auch so mit dem ganzen Bereich mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen sehr gut aus. Und ich würde sagen, du hast da ja sozusagen noch mal eine sehr spezielle Nische besetzt. Und gerade Sexualität oder auch gewisse Störungsbilder, die sind ja wirklich sehr Scham besetzt, kann ich mir auf jeden Fall vorstellen. Wie ist das für dich in deiner Arbeit? Also sind die Menschen, kommen die Menschen heimlich zu dir? Wissen deren Bekannte, dass sie bei dir sind? Wie stigmatisiert oder wie tabuisiert ist deine Arbeit?
Nancy Glisoni: Also das hat sich natürlich stark verändert. Ich kann mich entsinnen, als ich 2013 angefangen habe, auch in eigener Praxis zu arbeiten. Da war es tatsächlich sehr Tabu. Oh Gott! Zur Paartherapeutin, oh nein, ihr seid mega in der Krise und so weiter. Und ich habe den Eindruck, seit den letzten Jahren hat sich es wirklich verändert. Ich merke, dass ich selber auch weiterempfohlen werde von Paaren, die sagen "Hey, wir waren bei Nancy und es hat sich gut angefühlt. Das hat sich verändert." Oder auch "Hey, wir haben eine mega schöne Trennung auch hinbekommen" und da merke ich, hat sich extrem verändert, weil Therapie wird heutzutage gar nicht mehr unbedingt. Ich sage es jetzt mal so bei dir Du hast eine Schraube locker oder so, sondern hey, der macht Persönlichkeitsentwicklung, der will was verändern. Und ich habe den Eindruck, dass es nicht mehr als etwas als Schwäche angesehen wird, sondern tatsächlich "Hey, ihr kämpft für eure Beziehung, ihr investiert in eure Beziehung. Hey mega schön."Und äh und von dem her hat sich sehr verändert. Was sicherlich noch eher Scham behaftet ist, ist Sexualtherapie. Weil ich denke, dass für viele schwierig ist, darüber zu sprechen. "Hey, ich habe nicht mehr so Lust" oder auch wenn es um eine Erektionsstörung geht, da spricht auch niemand gerne drüber und da ist nicht unbedingt heimlich, aber ich glaube, man erzählt es nicht jedem.
Laura Roschewitz: Du bist ja eine von relativ wenigen Frauen, würde ich mal sagen. Bei uns hier im Podcast bisher auf jeden Fall die als Mit- oder Hauptzielgruppe Männer hat. Ich glaube, soweit ich weiß, hast zu viele männliche Kundinnen, also sozusagen Menschen, die sich als männlich identifizieren, bei dir in der Praxis, wie würdest du ah sagen, ist das Verhältnis jetzt klassischerweise von den Geschlechtern? Vielleicht erst mal als erste Frage oder als zweite Frage, siehst du einen Unterschied in dem Umgang damit oder in der Offenheit, darüber zu sprechen zwischen Männern und Frauen? Zu dem Thema: Ich gehe zur Therapie oder ich lass mich da begleiten von Nancy. Kannst du da einen Unterschied feststellen oder ist das nur ein Vorurteil von mir?
Nancy Glisoni: Okay. Hm, also grundsätzlich ist tatsächlich so, dass ich mehr Männer zu meinen Kunden zähle. Das ist so und oftmals ist es so, dass ein Paar zu mir in die Paartherapie kommt und dass sich dann herausstellt, dass da vielleicht noch ein Punkt wäre, den man auch schaffen müsste, den es eigentlich braucht, damit die Beziehung wieder besser funktioniert oder anders funktionieren kann. Und dann schaffe ich mit dem dran. Und vom Verhältnis her würde ich fast sagen, also ja, ich würde schon meinen, in den Einzelsitzungen habe ich so 70 % Männer, männliche Kunden und 30 % sind Frauen und. Ja, jetzt habe ich gerade deine Frage auf der Zunge. Gerade noch mal überlegen, worauf ich hinaus wollte. Ob es noch eher einen Unterschied gibt. Ein Tabu? Hmmm. Ich glaube, es kommt tatsächlich immer auf die Thematik an, es kommt wirklich auf die Thematik an, weil ich finde zu Genital. Es ist immer sehr sehr Scham behaftet. Bei Mann hat es viel mit Männlichkeit zu tun und wer bin ich und wie stehe ich in dieser Welt? Und Frauen glaube ich reden vielleicht mal mit einer Freundin drüber, oder? Da ist sicherlich der Umgang etwas anders. Aber grundsätzlich, wenn jemand bei mir in der Praxis ist, dann erlebe ich egal ob Mann oder Frau, absolut offen und motiviert. Das muss ich wirklich sagen wer bei mir sitzt, der muss die Karten auf den Tisch legen. Weil wer die Karten nicht auf den Tisch legt, der kann keine Veränderung machen. Und von dem her ist es ganz wichtig und ist mir auch ein wichtiger Teil, wer zu mir kommt. Da muss ich als Person stimmen, als Mensch stimmen, weil wir reden wirklich über alles. Wir reden. Ich lache sehr viel in den Sitzungen, wir haben immer irgendwas zu lachen. Man spricht aber auch über ganz viele normale Sachen, aber auch über traurige. Und dann gibt es wirklich so die Sachen, die Schmerzen, die tun weh und die sind richtig, richtig, richtig doof. Und da muss man Vertrauen haben, dass die Sachen bei mir gut aufgehoben sind. Und dann die Leute, die zu mir kommen, die haben dieses Gefühl. Und dann kann man natürlich auch diese Schritte um diese schweren Themen oder auch Scham behaftete Themen gut miteinander besprechen.
Laura Roschewitz: Ja, das finde ich ganz interessant. Das geht ja dann auch sozusagen darum, sich zu trauen oder erst mal zu erkennen, dass man ein Problem hat oder dass es ein, dass irgendwas nicht stimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass das ja so der erste wichtige Schritt ist. Und zwar nicht stimmen im Sinne von es ist nicht so, wie ich es mir wünsche, gar nicht unbedingt jetzt. Gesellschaftlich funktioniere ich so, sondern auch wirklich. Ist es so, wie ich mir mein Leben wünsche? Ist meine Sexualität, so läuft meine Beziehung, so sind wir uns so nah oder nicht? Bin ich so autonom? Bin ich so gebunden, was auch immer. Das heißt, so das Thema Hilfe annehmen steckt da ja, finde ich auch ganz tief drin. Ähm. Vielleicht aus deiner Perspektive mit vielen Jahren Erfahrung.
Laura Roschewitz: Was ist sozusagen förderlich oder was können wir tun als Gesellschaft? Du als Nancy, ich als Laura? Was würdest du sagen, ist wichtig, um das Hilfe holen sozusagen aus dieser Ecke rauszubringen von, das ist Schwäche oder das ist irgendwie ein Eingeständnis von plemplem, hin zu dem, was du gesagt hast. Persönlichkeitsentwicklung. Also was können wir da tun? Vielleicht auch auf Social Media, in Gesprächen? Was ist wichtig, damit wir uns vielleicht auch frühzeitig trauen, Hilfe anzunehmen? Was würdest du sagen, sind da Dinge, die dir auffallen?
Nancy Glisoni: Also ich denke, was wichtig ist, es zu normalisieren, weil grundsätzlich ist es so das Problem was jeder hat oder wenn jemand zu mir kommt und Probleme hat, dann kann er sicher sein, er ist nicht der einzige, der dieses Problem hat, sondern neben dem, dass zum Beispiel in der Beziehung eine Unlust ist, gibt es in so vielen Beziehungen und da zu normalisieren. Hey, es ist völlig normal, wenn der Alltag kommt, wenn andere Prioritäten da sind. Wenn sich der Körper verändert. Wenn die Lebensphase anders ist. Wenn auch viel mehr Stress durch Familie oder Job in der Beziehung ist, dann verändert sich das einfach. Und da auch zu sagen Hey, ja, es muss nicht überall glitzern und glänzen und alles muss nur schön sein, sondern nein, man darf auch einfach mal schwach sein. Also ich finde zu normalisieren, drüber sprechen, einfach drüber sprechen. Ey, ich bin heute mega müde, ich bin müde und Mag gar nicht mehr. Allein schon, wenn man das ausspricht. Das fällt ganz vielen so schwierig zu sagen, hey ich mag heute gar nicht mehr. Und und und. Ich glaube, dass so drüber reden, normalisieren, aber auch informieren heißt tatsächlich auch Information zur Verfügung stellen und damit ja, damit jeder Einzelne noch merkt. Es ist so, so verbreitet. Und jeder hat irgendwo in seinem Rucksack etwas drin, was den Rucksack ein bisschen schwerer macht. Und nur wenn wir drüber sprechen und wir dem Raum gehen, dann kann auch unser eigener Raum wachsen. Das ist der wichtige Teil.
Laura Roschewitz: Ja das finde ich ganz wichtig, weil ich finde ja auch immer wir. Man sagt ja schnell, das ist nicht normal oder du bist nicht normal oder das Verhalten ist nicht normal. Und ich frage mich ja immer was ist denn dieses normal? Also wer ist denn dieses normal? Also wenn wir dann miteinander ins Gespräch gehen und uns besser kennenlernen, dann macht ja früher oder später fast jeder mal den Rucksack auf und sagt Ja, hier kneift es bei mir und hier ist bei mir Sand im Getriebe und hier läuft es nicht so rund. Und das zeigen ja auch Zahlen von psychischen Erkrankungen oder auch einfach Symptomen wie Ängsten oder Depressionen oder depressiven Verstimmungen. Wie wahnsinnig verbreitet das einfach ist. Und ich glaube, da braucht dieses normal einfach mal so ein Update, das durch zum Beispiel deine Arbeit also wirklich zu zeigen ja normal ist vielleicht gar nicht das, was wir halt im Fernsehen sehen oder in dem Buch gelesen haben oder wie vielleicht unsere Eltern uns erzogen haben, was ja wahrscheinlich auch eine große Rolle spielt.
Nancy Glisoni: Also grundsätzlich in der Beziehung ist ja immer so, dass wir ja Muster von zu Hause mitbringen und da hast du ja einen spannenden Podcast mit der Generose gemacht. Und das ist tatsächlich so in unserem Rucksack sind tatsächlich die Dinge, die wir gelernt haben. Und so gehen wir dann natürlich auch mit Herausforderungen im Leben um das, was ich im Rucksack habe. Wenn ich in Stress komme, dann greife ich da hinten rein und nehme raus, was ich gelernt habe. Und das kann manchmal sein, dass das sehr wenig hilfreich ist und vielleicht in manchen Situationen. Und so ein Muster kann auch sein, ich schäme mich und das dann natürlich. Das hilft mir nicht sonderlich dann, wenn ich Eheprobleme habe, dieses zu lösen, sondern dann behalte ich es ja bei mir und kann den Schritt nicht machen. Aber damit ja, es geht die Beziehung natürlich dann auch kaputt. Also von dem her, es sind oftmals Muster, die auch in der Kommunikation und im Zusammenleben der Paare manchmal einfach hinderlich sind. Und die decken wir natürlich dann noch im Gespräch auf. Das sind die Sachen, die wir mitbringen. Genau.
Laura Roschewitz: Das finde ich spannend. Apropos Muster. Man sagt ja, so sagt der Volksmund. Ich weiß auch gar nicht so genau, wer dieser Volksmund ist. Aber der Volksmund sagt auf jeden Fall das irgendwie. Es gibt ja dieses Klischee von dem Mann, der irgendwie eigentlich immer Lust hat und eigentlich du hast ja auch gesagt eine starke Identifikation über die Sexualität, auch über das Genital und die Frau, die irgendwie Migräne hat und keine Lust hat und die irgendwie so. Jetzt bin ich aber gespannt. Jetzt habe ich dich ja hier sozusagen am Mikrofon und das lasse ich ja nicht zu, ohne auch ein bisschen Dr. Sommer Bravo zu spielen. Wie ist denn das sozusagen deiner Erfahrung nach? Das lässt sich ja nie so ganz verallgemeinern, aber ist das wirklich so? Oder gibt es das auch umgekehrt? Gibt es auch Frauen, die viel mehr Lust haben? Oder wie ist doch deine so ein bisschen Behind the Scenes, mal ein bisschen ausplaudern? Was hast du als Paar- und Sexualtherapeutin dafür Erfahrungen gemacht?
Nancy Glisoni: Das Schöne ist, dass ich und habe ich auch erst in der Weiterbildung und auch jetzt in meiner Praxisarbeit, dass sie tatsächlich gleich verteilt ist, dass tatsächlich es nicht mehr so wie der Volksmund sagt nur der Mann hat immer Lust und die Frau ist die, die dann müde ist, sondern es gibt tatsächlich ganz viele Unterschiede. Und es gibt Männer, die keine Lust haben. Es gibt Frauen, die viel mehr Lust haben. Und ich finde, man kann es überhaupt nicht mehr so in so eine Schublade stecken. So ist es, sondern ich habe den Eindruck, dass auch viele Frauen sich sehr viel mehr mit ihrem Körper beschäftigen und sich jetzt auch, sage ich mal, zugestehen Ich darf Lust haben und auch sagen, was ihnen Lust bereitet. Und ich glaube, dass auch viele Männer sich viel öfter zugestehen zu sagen Du, ich mag heute gar nicht. Für mich ist heute Kuscheln ist super, aber mehr brauche ich heute nicht. Und das finde ich es finde ich sehr, sehr mutig und das spricht dann auch immer für eine gute Beziehung, wenn man darüber sprechen kann und wenn man sich auch in dem zeigen kann und nicht irgendein Bild sein muss oder darstellen muss. Aber es gibt natürlich noch ganz viele, die natürlich auch verinnerlicht haben, so und so muss es sein. Das ist schon so, aber ich kann es nicht mehr bestätigen. Ich kann so nicht mehr bestätigen.
Laura Roschewitz: Ja, dieses, das macht man so, oder als Mann hast du so zu sein. Ich glaube natürlich, wir kommen ja immer noch aus der Prägung. Wie gesagt, hört noch mal das Interview mit Generose rein. Ähm, ja, wir kommen einfach natürlich noch aus unseren vorliegenden Generationen, die uns eben auch ganz starke Glaubenssätze und Muster mit eingeprägt haben und wir uns abgeguckt haben. Und wir denken ja so und so hat es zu sein. Was mich noch mal interessieren würde. Uns hören ja auch viele Menschen zu, die vielleicht gerade selber in die Selbstständigkeit starten oder noch relativ jung dabei sind. Ähm, und Gretel und ich plädieren ja auch immer sehr dafür, sich selber auch Hilfe zu suchen. Also auch im Business letztendlich ja auch ein ganz ähnlicher verwandter Gedanke zu sagen Ja, ich muss mich vielleicht nicht schämen, weil meine Umsätze noch nicht so gut sind. Oder ich schäme mich, weil ich einen ganzen Tag Netflix geguckt habe und gar nichts geschafft hab an meinem Business. Oder ich schäme mich, weil ich totaler Workaholic bin und nie abschalten kann. Wie gelingt es dir denn als Unternehmerin, aber vielleicht auch einfach als Privatperson Nancy Hilfe anzunehmen? Fällt dir das leicht oder kannst du schon auch die Menschen verstehen, denen das sehr schwer fällt? Das finde ich nochmal spannend.
Nancy Glisoni: Also grundsätzlich kann ich sehr, sehr, sehr gut verstehen, dass es schwer fällt, Hilfe anzunehmen. Und ich für mich selber habe natürlich auch diesen Prozess durchgemacht und am Anfang denkt man Hey, das kriege irgendwie hin und. Aber ich sage mal mit dem, dass man auch mehr gefordert wird. Ich glaube, bei mir war eine große oder eine Lebensschule, dass ich selber Mutter geworden bin. Und da habe ich nicht nur im Bereich Business, sondern auch als Mutter lernen müssen, Hilfe anzunehmen oder als Frau, als Mensch Hilfe anzunehmen. Und ich habe den Eindruck, darum ist es leichter für mich, jetzt auch im Business zu sagen Hey, da komme ich an meine Grenze, da habe ich begrenzt Zeit. Ich sage jetzt nicht, die Umsetzung ist dann einfacher, aber die Impulse, die man bekommt und darum bin ich ja grundsätzlich auch bei euch. Ich bin ja auch ein Smashi, weil ich gemerkt habe, dass ich zwar ein gutes Business habe, dass es läuft, aber dass es für mich persönlich vielleicht noch an der einen oder anderen Stelle zu schrauben geht. Und da geht es wirklich auch darum, wie kann ich mich gut organisieren, wie kann ich bei mir bleiben? Wie kann ich noch neben dem Paar- und Sexualtherapie auch noch meinen Teil genug Raum geben und damit ja mit Profis zusammen zu arbeiten, in der Gruppe Austausch zu haben? Für mich ist immer noch der Tollste und sensationellste sich ich in der Gruppe auszutauschen mit Frauen, die ähnlich unterwegs sind, die Ambitionen haben, die sich erlauben, größer zu denken. Die, die aber trotzdem so wie ich ja selber auch immer wieder an so einen Punkt kommen, wo es wieder nicht weiter geht. Und nur in dem, dass ich auch darüber gesprochen habe, hatte ich die Chance, dass es sich verändert. Und diese Veränderung spürt sich einfach super an, weil man immer mehr seinen eigenen Raum kreiert. Und ich glaube das so wichtig als Selbständige so den Raum zu kreieren, dass man als Mensch noch genug Platz als als Person noch genug Platz in diesem Raum hat und aber auch im Business noch Platz hat. Und dass manchmal so die größte Challenge finde ich jetzt persönlich ja irgendwo noch bei sich selber zu bleiben und trotzdem erfolgreich zu sein oder auch ja Ziele, Wünsche zu haben und irgendwie die auch umsetzen zu wollen. Und von dem her ist es schon manchmal eine Challenge, tatsächlich sich auch in dem zu zeigen. Aber ich würde jetzt aus eigener Erfahrung sagen, dass es unglaublich heilsam ist und schön ist ja, mit Gleichgesinnten zusammen Schritte machen zu können, mit euch.
Laura Roschewitz: Ja, das ist schon. Also ein schöneres Wort kann ich zum Abschluss von dieser Podcastfolge gar nicht finden. Das war ja wirklich eine große Liebeserklärung an all die Gruppendynamiken dieser Welt, finde ich. Wenn es gut geleitet ist, an das sich öffnen, anders, sich auch mal verletzlich zeigen und auch eine große Liebeserklärung an, ja, an Persönlichkeitsentwicklung. Und das letztendlich sind wir als Selbstständige eben finde ich einfach permanent damit konfrontiert, dass wir uns persönlich entwickeln können und müssen, weil sonst laufen wir im Kreis. Sonst ist es auch nur ein Hamsterrad. Und meine Erfahrung ist dann ist eine Selbstständigkeit auch nicht per se glücklich machender, als ein Angestelltentum, aber wir haben eben diese Möglichkeit und ich finde auch die Pflicht, uns gemeinsam weiterzuentwickeln.
Nancy Glisoni: Das ist so.
Laura Roschewitz: Liebe Nancy, ich danke dir sehr für deine Impulse und deine Zeit. Und für alle Zuhörenden. Packen wir natürlich alle Infos und Links, wie ihr Nancy folgen könnt und kontaktieren könnt in die Shownotes. Aber, liebe Nancy, vielleicht sagst du es auch noch einmal, weil manchmal sitzen Menschen im Auto und können gerade nicht in die Shownotes gucken oder sind sonst irgendwie verhindert. Vielleicht sagst du noch mal wo kann man dich denn am besten finden? Also deinen Namen? Nancy Glisoni, haben wir schon gesagt. Wie lautet deine Website? Dann können wir das vielleicht den Hörenden einmal mitgeben.
Nancy Glisoni: Also das ist ganz, ganz einfach www.nancyglisoni.com. Das ist meine Webseite und ihr findet mich auf Instagram, auf Facebook. Und ich glaube, das wars schon.
Laura Roschewitz: Genau, perfekt. Also ja, schreibt Nancy an, wenn ihr Fragen habt, wenn ihr Interesse habt an einer Zusammenarbeit, wenn ihr sagt Ah, ich glaube, dieses Thema da mal Hilfe anzunehmen, mal die Lupe hin zu richten, gemeinsam mit ein bisschen Freude, ein bisschen Traurigkeit, ein bisschen Schmerz, aber auch viel Lachen und vor allem dem großen Potenzial, eurem Wunschleben ein bisschen näher zu kommen und euch gut zu fühlen. Dann bin ich mir ganz sicher, dass Nancy sich freut und auch alles beantwortet. Und deswegen scheut euch nicht. Ihr seid herzlich eingeladen, euch bei Nancy zu melden.
Nancy Glisoni: Sehr, sehr gern.
Laura Roschewitz: Dann sehen wir uns und hören wir uns wieder in der nächsten Podcastfolge. Und wenn ihr Kommentare und Wünsche habt, schickt uns die gerne. Und ansonsten wünschen wir euch jetzt erst mal einen schönen Tag. Danke, Nancy und wir winken euch zu aus der Schweiz oder aus Schweden und freuen uns bis zur nächsten Podcastfolge. Bis dann.
Nancy Glisoni: Danke, Laura. Tschüss.
Foto Laura: Kareen Kittelmann Fotografie