Nach vielen Jahren mit einem festen Job schmeißt Dalia 2017 alles hin, geht auf Weltreise und findet dort ihre große Vision: die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ja, das sind große Worte. Und genau so groß ist auch der Elan, Mut und Ehrgeiz dieser beeindruckenden Frau.
Gegen die Widerstände aus ihrem Umfeld und trotz viel Angst und Unsicherheit gründet sie ihr Unternehmern Green Textile Solutions und sorgst dafür, dass Menschen fair bezahlt werden, die Lieferkette transparent und gerecht ist und so nachhaltige Kleidung für Menschen in Pflegeberufen entstehen.
Dalia beschreibt, welchen großen Hebel sie so als Unternehmerin hat, was sie tut, wenn sie mal zweifelt und welche Rolle Unterstützung durch die richtigen Menschen für sie spielt.
Hör’ unbedingt mal rein in diese Folge und lass Dich von Dalia mit auf ihre spannende Reise nehmen.
Du bist im Bereich Social Media oder Vertrieb aktiv und findest Dalias Vision und Unternehmern toll?
Dann schreib ihr unbedingt eine Nachricht – das Team vom Green Textile Solutions wächst aktuell.
Instagram von Dalia: https://www.instagram.com/green_textile_solutions/ Website: https://www.greentextilesolutions.com/
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Website Laura und Gretel: https://www.lauraundgretel.de
Website Gretel: https://gretelniemeyer.com/
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Instagram Laura: https://www.instagram.com/laura.roschewitz/
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Laura Roschewitz: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Moin um Neun, dem Business Schnack mit Gretel und Laura und wie ihr vielleicht wisst oder sehen könnt, wenn ihr das Video schaut, sitzen heute nicht Gretel und Laura hier, sondern es ist wieder Interview Tag und ich freue mich ganz besonders und ich bin auch ein bisschen aufgeregt, weil ich habe heute eine Interviewgästin. Wir hatten sozusagen kurz vor der Aufnahme von dieser Podcastfolge unser virtuelles erstes Kennenlernen. Herzlich willkommen, liebe Dalia, schön, dass du da bist.
Dalia Hasan: Ja. Vielen Dank für das Interesse und die Möglichkeit.
Laura Roschewitz: Sehr, sehr gerne. So schön. Wir sprechen heute hier von Schweden runter nach Bonn. Das heißt, wir haben ein paar Kilometer Strecke zwischen uns. Und ich möchte dich einmal ganz kurz in meinen Worten vorstellen. Dalia habe ich kennengelernt als Unternehmerin eines Unternehmens im Nachhaltigkeitsbereich im Bereich Sustainability. Ich werfe schon mal das Wort Textilien in den Raum, sozusagen. Ich weiß aber auch, dass du 2017 gegründet hast und dass das auch nicht der klassische, ganz einfache Karriereweg war, sondern dass eine persönliche Reise dich dahin gebracht hat. Und da wollen wir gleich mal ein bisschen tiefer eintauchen. Aber stell dich doch gerne noch mal ganz kurz, so klassisch, wer bist du und was machst du mäßig für unsere Hörerinnen vor?
Dalia Hasan: Gerne. Ich bin Dalia und die Gründerin von Green Textile Solutions. Mit meiner Gründung oder mit dem jungen Unternehmen entwickeln wir zum einen nachhaltige Stoffe mit dem Ziel, Berufskleidung speziell für den medizinischen Bereich anzubieten. Der Unterschied zu den, sage ich mal Marktbegleiter ist, dass wir ausschließlich nachhaltige Berufskleidung entwickeln und auch anbieten. Das ist auch die Idee meiner Gründung, weil ich irgendwann nach einer Reise, persönlichen Reise, aber auch Marktrecherchen und alles, was dazu gehört, bevor man so, so ein Unternehmen gründet oder startet, habe ich gemerkt, es gibt tatsächlich kaum bis gar keine nachhaltige Berufskleidung auf dem deutschen Markt. Und meine Intention oder meine große Motivation und Vision ist letztendlich nicht nur ein Endprodukt an die Zielgruppe zu bringen und damit auch ein gesundes Textil Stück für Pflegekräfte und Ärzte im medizinischen Bereich, aber oder gleichzeitig entlang der Lieferkette auch eine Veränderung zu schaffen. Das heißt, wir schauen sehr genau. Wir haben inzwischen auch ein Verfahren, mit wem wir zusammenarbeiten, das heißt ein Auswahlverfahren mit den Produktionsstätten, mit denen wir zusammenarbeiten. Aber auch wo finden die ganzen Textil Schritte letztendlich statt? Das ist ein Riesenaufwand. Und wenn ich jetzt die Marktbegleiter mir anschaue, die meisten kaufen nicht direkt ein. Das heißt das geht irgendwie quer durch die Welt und leider wird meistens über den Preis eingekauft. Also nicht meistens, aber immer ohne Rücksicht auf Umwelt, ohne Rücksicht auf Arbeitsbedingungen. Und genau das wollen wir eben ändern.
Laura Roschewitz: Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber Gretel und ich sind beide auch im Bereich Nachhaltigkeit, sowohl engagiert als auch haben wir auch so ein Background. Ich habe auch jahrelang Privatpersonen begleitet, ihren Lebensstil nachhaltiger zu gestalten, also was Ernährung angeht und was einfach den Planeten möglichst wenig zu belasten angeht. Wie oder wo ist dieser Gedanke bei dir entstanden? Also du hast 2017 gegründet, was war sozusagen, was würdest du sagen? Gab es so einen initial Moment wo du gesagt hast, ich will in der Welt wirklich was auf diesem Nachhaltigkeitsfaktor verändern?
Dalia Hasan: Ja, also das hat im Grunde vor meiner Gründung stattgefunden oder ist passiert. Ich war sehr lange in einem Logistikkonzern tätig und habe dann nach neun Jahren gemerkt, das ist nicht der Weg oder nicht der Platz und Ort und auch nicht die Aufgaben, wo ich mir die nächsten Jahre, wo ich mich die nächsten Jahre sehe. Und dann habe ich innerhalb von vier Wochen meinen Koffer gepackt und habe dann eine Weltreise gemacht. Die Idee hatte ich schon lange, die hat sehr lange in mir geschlummert und dadurch, dass ich den Job nicht mehr hatte, war das der perfekte Zeitpunkt für mich und bin auf Weltreise gegangen in verschiedene Länder. Aber um auf deine Frage zu antworten, war im Grunde der ausschlaggebende Punkt, als ich in Indien war und ähm. Ja, ich glaube nicht, dass es ein Zufall war, sondern einfach ein Schicksal, was mich dazu geführt hat, Produktionsstätten, also Textilproduktionstätten mir anzuschauen und habe das ganze Elend gesehen, also die, die Kinderarbeit, die Umweltverschmutzung, die Menschen, die dort arbeiten, unter welchen Bedingungen. Habe auch vor Ort mit Menschen gesprochen, vor allem mit Frauen. Und diese Schicksale haben mich nicht losgelassen. Also gerade wenn ich, wenn die Frau erzählt, dass der Mann durch die ganzen Chemikalien in der Produktion krank geworden ist und die Familie nicht mehr ernähren kann. Und so ist der Druck umso höher auf ihren Schultern und dass sie das Geld nach Hause bringt. Und dieser Druck verursacht letztendlich, dass Kinder auch da arbeiten, also die eigenen Kinder mit involviert sind. Und es ist ein Kreislauf, ja, was kein Ende nimmt. Und da wurde mir bewusst, was wir eigentlich hier mit unseren Einkaufsentscheidungen verursachen da draußen in der Welt. Ob es das 3 € Tshirt, oder keine Ahnung, der Kaffee, also ob Lebensmittel, Textil egal, das geht in jedes, in jedes Detail, was wir in der Wohnung haben, was wir konsumieren. Und dann wurde mir bewusst, es gibt ja so viel Textilien. Wenn ich jetzt nur den Berufs-Textilien-Markt sehe, da sind über ich meine 17 Millionen, ich habe irgendwann eine Studie dazu gefunden, es sind enorm viele Menschen, die Berufs-Textilien tragen oder tragen müssen in ihrem Job. Und das sind riesige Mengen, die produziert werden müssen und der Entscheider, also wenn jetzt ein Einkäufer entscheidet, ich kaufe jetzt anders, ich kaufe nachhaltig, dann ist es wie ein Dominoeffekt da draußen in der Welt, was alles besser werden kann.
Laura Roschewitz: Ja, der Hebel ist sehr, es ist ein langer Hebel sozusagen, der ist groß. Also man kann dadurch gleich viele Menschen erreichen.
Dalia Hasan: Ja, also ich kann die Lebensumstände dieser Menschen mit einer Entscheidung verändern als Einkäufer. Und in dem Moment wurde mir bewusst, dass wir durchaus stark sind und mächtig sind, da draußen in der Welt eine Veränderung zu schaffen. Wir müssen es nur wollen. Wir müssen nur diesen Schritt gehen. Und das hat mich letztendlich motiviert, diesen Schritt zu machen. Gleichzeitig hatte ich auch Aufenthalte auf den Inseln mitten im Pazifik, auf den Cook Islands. Wunderschöne Inseln, traumhaft, wie man sich so ein Paradies vorstellen kann. Aber das war nur so der Schein. Als ich vor Ort war und mit den Menschen gesprochen habe, aber auch die Umgebung mir angeschaut habe, waren überall so Schilder, wie man jetzt dem Hurrikan ausweichen kann, das heißt, so Fluchtwege und Fluchtschilder und die Inselbewohner erzählten, ich war bei einer Familie, hatte ich mir ein Zimmer angemietet und die stehen jeden Morgen auf, hören sich als allererstes die Wetter Nachrichten an und dann fängt bei denen das grübeln und nachdenken. Und die erzählen, wir können nicht mehr anbauen. Auch das Fischen, die Fischvielfalt hat sich verändert, hat sich im Grunde verringert. Die können nicht mehr so viel fischen wie vorher. Aber auch neue Krankheiten kamen plötzlich auf die Inseln. Und die Abstände zwischen jedem Hurrikan wird immer kürzer. Das heißt, als ich da war, waren es so alle zwei, drei Monate ein Hurrikan. Inzwischen wird es immer, immer kürzer. Und das sind Lebensumstände, die wir uns ja gar nicht vorstellen können. Ich bin tatsächlich, als ich vor Ort war, habe ich so ein Hurrikan mitgemacht oder mitmachen müssen. Und das lässt einem einfach nicht mehr kalt. Also das kann ich in Worte gerade nicht beschreiben, was da passiert, gerade wenn die Menschen nach dem Hurrikan wieder zu ihren Häusern zurückkommen. Und die Zerstörung da ist. Ja der ganze, der ganze Strand. Ja, ja. Und habe dann bei jedem Schritt oder bei jedem Land, in dem ich war, wurde mir dann bewusst, was wir hier, dass wir noch verschont sind. Aber das wird nicht immer so bleiben. Und je länger wir mit uns hadern, aber auch wichtige Entscheidungen vor uns hinausschieben, umso schlimmer wird es.
Laura Roschewitz: Wie war das dann? Du kamst zurück. Du hattest dein alten Job nicht mehr. Wie, beschreib mal, wir haben ja auch viele Zuhörende, die vielleicht gerade in der Gründung sind oder auch gerne selbstständig wären oder Unternehmerinnen wären, gerne gründen würden. Aber ich sage mal auf gut Deutsch die Hose voll haben und sagen, ich habe da so viel Angst vor. Oder In meinem Umfeld gibt es auch viele Kritiker und Kritikerinnen, die mir sagen: "Nein, das ist doch keine gute Idee." Wie war das bei dir, als du gegründet hast?
Dalia Hasan: Ich würde mal sagen, alle waren dagegen. Wie kann man so einen Konzernjob aufgeben? Mit so vielen Vorteilen, mit einem guten Gehalt, mit so enorm viel Sicherheit. Aber als ich mit der Idee rauskam, habe ich auch immer wieder gehört, ob es jetzt von der Zielgruppe damals war, herrscht auch ein ganz anderes Bewusstsein. Gott sei Dank hat sich das verändert und da ist wichtig durchzuhalten, also auch die Zielgruppe. Als ich Interviews geführt habe, hieß es Nachhaltigkeit ist nicht wichtig, Nachhaltigkeit können wir uns auch nicht leisten, ist so teuer. Oder wenn ich sage mit Fairtrade. Mir ist wichtig, dass unsere Produkte oder unsere Textilien mit Fairtrade zertifiziert sind. Dass Menschen fair bezahlt werden da draußen in der Welt. Dann bekomme ich Antworten wie Ja, privat kaufe ich mir ein Fairtrade Kaffee, aber im Job kann ich solche Entscheidungen nicht treffen. Also ich finde, das kann einen nur bestärken, dran zu bleiben und erst recht zu erkennen, wie wichtig das ist, dass wir all diese menschlichen Zusammenhänge, die auch extrem global sind, gerne beiseitelassen, um unseren Gewissen für eine gewisse Zeit oder für paar Jahre zu beruhigen. Beruhigen ist das falsche Wort, aber einfach zu ignorieren. Und irgendwann ist das aber so ziemlich laut in einem und da können die anderen auch nicht sagen: "Nee, ist mir jetzt nicht wichtig."
Laura Roschewitz: Du hast gerade gesagt, da ist es ganz wichtig durchzuhalten. Erzähl mal, was ist so ein Geheimrezept von dir? Wie hast du es geschafft durchzuhalten? Auch bei Gegenwind und bestimmt auch bei unternehmerisch schwierigen Zeiten? Das ist ja bestimmt nicht von Anfang an so gewesen, dass die dir die Bude eingerannt haben. Also was würdest du sagen, ist für dich so eine Kraftquelle oder was hat dir geholfen durchzuhalten in solchen Zeiten?
Dalia Hasan: Ja, als allererstes die Stärke in sich selbst wieder zu entdecken und dann fest daran zu glauben, dass man das Richtige tut, für sich tut und nicht mit den Mainstream Meinungen mitzulaufen zu müssen. Das hört sich leicht an, ist es aber nicht. Das ist ein Weg. Ich habe es am eigenen Leib erfahren. Umso spannender ist diese Reise. Und dann im nächsten Schritt zu schauen okay, wo finde ich Menschen, die mich dabei unterstützen können? Das heißt, egal wie das Netzwerk klein sein mag. Auch wenn es nur eine Person ist und im regen Austausch mit dieser Person zu sein. manchmal ist es ein Mentor oder eine Mentorin, manchmal ist es ein Berater, Gründungsberater, der diese Idee versteht und dahinter steht. Und in meinem Fall war es so, ich hatte eine tolle Businessberaterin, die so an die Idee geglaubt hat wie ich und wir haben erstmal an einem Businessplan gefeilt und erst später hat sie mir dann die Rechnungen sozusagen gestellt. Das heißt, solche Menschen gibt es, die auch genauso die Welt verändern wollen. Es war nicht mit der Idee, mit der ich komme, aber mit der Unterstützung wollen sie was beitragen. Und diese Menschen kann man definitiv finden, und das dritte ist letztendlich da, wo Gegenstimmen sind möglich, diesen Kreis klein zu halten. Das wird die Mehrheit sein am Anfang. Irgendwann schwingt es um, aber in dieser Zeit, bis es umschwenkt, diese negativen Stimmen kein Gehör zu verschaffen und am besten nicht in diese Kreise gehen. Ob das jetzt ein keine Ahnung Netzwerktreffen ist, ob das im Freundeskreis jemand ist, möglich zu reduzieren und auch da sehr achtsam und bewusst damit umzugehen.
Laura Roschewitz: Das finde ich einen ganz, ganz wichtigen Punkt. Gretel und ich begleiten ja auch als Mentorin Selbstständige und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt auch für uns Frauen häufig, dass wir uns echt bewusst machen dürfen, wem höre ich zu? Also wem schenke ich meine Zeit und mein Gehör? Weil wir haben das auch ganz oft, dass das Frauen zum Beispiel Partner haben, die sehr kritisch sind, was die Selbstständigkeit angeht. So der Klassiker, glaube ich. Und das ist ja auch okay, das dürfen Sie ja auch sein. Jeder hat ja seine eigenen Motive und Hintergründe. Aber sich wirklich bewusst zu entscheiden, wie viel Aufmerksamkeit schenke ich diesen Menschen und dieser Stimme.
Dalia Hasan: Definitiv. Interessanterweise waren die Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet, als Mentorin oder Beraterin waren es immer Frauen. Ich glaube, das war einfach intuitiv gewählt. Man ist zueinander gekommen. Vielleicht, weil Frauen das Thema Nachhaltigkeit schon viel wichtiger nehmen als Männer. Und dafür auch, ja diese Zusammenhänge auch empathischer damit umgehen. Aber ich glaube auch gleichzeitig, wenn ich über Arbeitsbedingungen auf der anderen Welt, also in anderen Regionen spreche, dann können sich auch Frauen damit identifizieren. Ich möchte natürlich nicht, dass mein Kind in solchen Umständen arbeitet. Ich möchte, dass mein Kind sogar ein besseres Leben führen kann als ich selbst. Und können das nachspüren und nachempfinden.
Laura Roschewitz: Ja, das glaube ich auf jeden Fall auch, dass da also meine Erfahrung ist auf jeden Fall auch, dass Frauen da eine gewissen. Es gibt natürlich auch ganz tolle Männer, die wollen wir hier nicht ausklammern. Ähm, aber erzähl doch mal, dein Business ist heute sozusagen. Wie seid ihr gerade aufgestellt? Was ist diese Firma, die du jetzt geschaffen hat, seit 2017? Also, ich habe verstanden. Es geht um nachhaltige Kleidung für Menschen, die zum Beispiel als Pflegekräfte oder als Ärzte, Ärztin usw. tätig sind, die ökologisch vertretbar, die fair gehandelt und so weiter hergestellt werden. Ähm, wie kann ich mir das vorstellen? Wie viele Menschen arbeiten mit dir? Was seid ihr für ein Team? Vielleicht. Was ist auch deine Rolle heute? Jetzt, fünf Jahre nach Gründung in dieser Firma?
Dalia Hasan: Ja. Also damit vielleicht der eine oder die andere ein Bild im Kopf hat über unsere Produkte. Wir machen im Grunde den Kasack, das, was die Krankenschwester im Krankenhaus trägt. Wir machen die Hose dazu, den Arztkittel, die Arzthose, auch Bettwäsche. Wir haben auch ein Projekt mit der Uniklinik Bonn zum Beispiel, wo es darum geht, speziell für den OP Bereich nachhaltige Textilien zu entwickeln. Diesen ganzen Müll von Einweg-Textilien zu reduzieren. Das machen wir alles. Also da gibt es noch eine ganze Menge an neuen Produkten, die auf unserer Entwicklungsliste stehen. Von daher, die Arbeit wird uns bleiben, wird uns nicht ausgehen. Da ist viel Potenzial im medizinischen Bereich. Die Entwicklung: Ich habe sehr lange alleine, das Ganze war ein One Women Show bis jetzt Produkt sage ich mal marktreif war und ich an den Markt gegangen bin. Inzwischen sind wir ein 4er Team und ich könnte den Vertrieb abgeben. Ich könnte auch ein bisschen PR und Marketing, Backoffice solche Themen HR abgeben, aber auch Produktentwicklung. Wir hatten Projekt zum Beispiel mit der FH Pforzheim, wo wir die CO2 Bilanz unserer Lieferkette berechnet haben und können genau sagen, wie viel CO2 ein Kasack oder eine Hose macht im Vergleich jetzt zu herkömmlichen Textilien. Also inzwischen laufen parallel verschiedene Projekte, verschiedene Produktentwicklungen statt und die Nachfrage wird immer größer.
Laura Roschewitz: Das ist eine sehr, sehr gute Nachricht, finde ich, weil das war ja bestimmt vor fünf Jahren nicht so. Du hattest wahrscheinlich die Vision, so wie ich es mir vorstelle und natürlich die Hoffnung. Aber die Gewissheit hat man ja als Gründerin nicht, dass es auch wirklich funktioniert. Das ist ja auch das, was häufig, glaube ich, viele triggert das Sicherheitsbedürfnis, weil es eben keine Sicherheit in dem Sinne gibt. Wenn wir nach vorne gucken, was glaubst du, wo ihr in fünf Jahren seid als Firma?
Dalia Hasan: Wo wir in fünf Jahren sind? Da passiert eine ganze Menge. Also das Ziel ist, die Produkte nicht nur im medizinischen Bereich, also die Zielgruppe, nicht nur im medizinischen Bereich zu bleiben, weil wir durch bestimmte Produkte auch andere Zielgruppen ansprechen kann. Das heißt, mit der Bettwäsche können wir auch Hotels. Wir können also mein, mein Ziel und meine Vision, auch die ganzen Kreuzfahrtschiffe auch mit nachhaltigen Textilien auszustatten, die haben ja eine enorme CO2 Bilanz und die können, einen Teil davon sind die Textilien, worüber die das ausgleichen können oder reduzieren können. Aber wenn ich jetzt ein bisschen das Politische sehe, ist auch unser Ziel, dass das Lieferkettengesetz nicht mit Kompromissen durchgeführt wird, sondern sowohl die Bundesregierung, aber auch deutsche Unternehmen das nicht als negative Veränderung auf dem Markt sehen, sondern wirklich als positive Veränderung, wie man sich denn Nachhaltigkeit zu Vorteilen machen kann. Und ja, dazu führen wir viele Gespräche. Ich war auch selbst in Brüssel im EU Parlament und ich sehe, dass das erst stattfinden kann, wenn dann wirklich ein Generationswechsel stattfindet, sind immer ohne jetzt niemanden auf die Füße treten zu wollen. Aber wenn ich einen Geschäftsführer, der so 65 oder 70 ist und ein eigenes Familienunternehmen weitergeführt hat oder selbst gegründet hat, dann wollen die nicht unbedingt jetzt die Regelung vom Lieferkettengesetz einhalten. Das finde ich traurig. Gerade wenn ich genug Umsatz mache als Unternehmen, dann kann ich sagen okay, wenn ich sicherstellen kann, dass andere Menschen in der Lieferkette besser leben können und auch bessere Umstände haben und durch die Produktion nicht erkranken, dann ist es doch genauso von Wert und Gewinn wie das jeder Eurostand auf dem Konto.
Laura Roschewitz: Ja, es ist vielleicht wirklich auch eine spannende Frage für mich, wie wir Wohlstand oder wie wir, also Wohlstand bei uns, Erfolg und Wohlstand lange irgendwie über das Bruttoinlandsprodukt oder über meinen Kontostand sozusagen definiert. Aber letztendlich stehe auch ich dafür sehr ein, dass es eben neben Geld eben auch das Thema, zum Beispiel bei uns das Thema Zeitwohlstand sehr wichtig sein wird, in den nächsten Jahren, aber eben auch Gesundheit und Beziehungen sehr, sehr wichtig sind. Und zwar nicht nur für uns selbst. Ich glaube, dass das auch eine kognitive Verzerrung ist, die viele über viele Jahrzehnte hatten. Das ist eine andere Welt, wo das passiert, die sehen wir gar nicht, die es irgendwo anders. Aber letztendlich finde ich, wenn ich etwas Positives an der Pandemie beobachten konnte, war es auch dieses, wir sind so verbunden als Welt. Also es ist ein Flug von hier nach da und schon haben wir, wir atmen quasi die gleiche Luft. Also es gibt keine getrennte, andere Welt.
Dalia Hasan: Definitiv. Dem stimme ich zu. Und auch den anderen Menschen eher recht geben, dass sie genauso ein besseres Leben führen dürfen. Also wenn ich manchmal Unternehmen höre, die sagen: Na ja, ich habe mir meinen Wohlstand aufgebaut, weil ich eben auf dem Weltmarkt billig einkaufe und denen sind die Konsequenzen wohl bewusst, was das heißt. Aber um mein Wohlstand zu bewahren, um meine Häuser und meine Autos oder was auch immer zu bewahren, nehme ich in Kauf, dass anderen Menschen Schaden zugefügt wird. Und das darf sich ändern. Das ist nicht human, das ist nicht menschlich. Dieses dieses Denken darf sich definitiv ändern.
Laura Roschewitz: Was machst du mit deiner Wut, die da so entsteht? Ich hab, weil ich das so höre. Gehst du? Gehst du Kickboxen oder was tust du? Also, ich höre da auch. Also, ich bin ein recht impulsiver Mensch. Ich könnte mir vorstellen, bei dir auch. Was tust du, wenn du so wütend wirst in solchen.
Dalia Hasan: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Die hat mir bisher keiner gestellt. Ja, also ich bin ein sehr gerechtigkeitsliebender Mensch. Und wenn ich solche Zustände sehe und auch in solchen Auseinandersetzungen oder Meinungsaustausch gehe, dann lässt mich das halt nicht kalt. Und mein Ausgleich ist viel meditieren und gleichzeitig auch aktiv sein. Das heißt ich setze mich dann im Indoor Cycling Kurs auf dem Fahrrad und trete dann für zwei Stunden mindestens auf dem Fahrrad, genau um das rauszulassen.
Laura Roschewitz: Ich glaube, das ist wichtig, um auch wiederum die Verantwortung als Unternehmerin für uns selber zu tragen. Weil das ist ja auch als Unternehmerin und Selbstständige finde ich einer der Knackpunkte, dass man wirklich so verdammt doll auf sich aufpassen muss, nicht auszublenden. Nicht, sich so lange hinten anzustellen gerade und das beobachte ich eben oft bei Frauen, bei Menschen, die eine starke Vision haben.
Dalia Hasan: Ja, das stimmt.
Laura Roschewitz: Man ist nie fertig. Es gibt ja immer noch was zu tun.
Dalia Hasan: Oh ja, das ist nie fertig. Und das wächst jeden Tag, weil du siehst immer wieder Dinge, die man oder die Frau anders machen kann und darf. Und das ist das Schöne daran, das ist. Und gleichzeitig, wie du sagst, auch die Balance zu finden. Wie passe ich auf mich auf? Wo habe ich dann meine meine Oasen, wo ich meine Batterie aufladen kann?
Laura Roschewitz: Und genau, weil das ist ja auch ganz wichtig finde ich, dass wir uns das trotzdem erlauben, auch weil du siehst wahrscheinlich und hörst auch viel. Also wenn du das alles sozusagen konsumierst und dir auch vor Augen führst, wie schlecht es auch Menschen auf der Welt geht, finde ich, ist es immer eine ganz schmaler Grat zwischen Verantwortung und Schuld. Also nicht in dieser Schuld Thematik zu gehen und zu sagen Ja, ich fühl mich jetzt schuldig, deswegen darf ich jetzt nicht mehr in den Urlaub fahren oder mir einen Spa-Tag gönnen oder was auch immer das Eigene ist. Es ist halt sehr, sehr wichtig, dass wir das tun.
Dalia Hasan: Genau. Genau. Also, mein Spa-Tag oder meine Thai Massage, die ist mir extrem wichtig. Von daher. Und es gibt immer Lösungen und Wege. Ich denke, jeder oder jede darf das für sich herausfinden, was so das passende ist. Für mich passt es vielleicht, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin und wir im Garten sitzen und lachen und quatschen. Und wenn ich, ich komme gebürtig aus Bagdad, aus dem Irak und wenn ich Kontakt habe zu meinen Verwandten und sehe wie es den dort geht. Was da, ob jetzt die politische Situation, aber auch die Umwelt. Also die ganzen letzten sechs Wochen war enorm viel im Saharastaub, Wüstenstaub, weil eben die Vegetation sich verändert hat, um da zu schauen. Okay, ich darf in meinen Teil was verändern und auch schauen in diesen globalen Blick einfach nicht verlieren.
Laura Roschewitz: Total wichtig. Ich glaube wir könnten hier locker 5 bis 6 Podcast Folgen zusammen füllen. Vielleicht machen wir irgendwann noch mal eine Klappe, die Zweite. Ich habe aber zum Abschluss noch eine Frage. Und zwar Du hast vorhin gesagt, dass für dich ganz wichtig war, sich zu fragen, wer unterstützt mich? Wie ist mein Netzwerk? Was würdest du sagen, wenn du jetzt nach vorne blickst? Was würde deiner Firma und dir als Unternehmerin in deinem Netzwerk gerade guttun? Also ich finde es eine interessante Frage, was brauchst du oder was, vielleicht hört uns ja jemand zu. Du hast ja vorhin gesagt, es gibt keinen Zufall auch, dass du in Indien dir diese Produktionsstätten anhörst. Wen braucht ihr?
Dalia Hasan: Wir brauchen aktuell Leute im Vertrieb. Also Leute, die sagen: "Ja, ich identifiziere mich mit dieser Vision und ich möchte die Welt verändern. Dann und dadurch, also gerade durch den Verkauf der Produkte, schaffe ich eine Veränderung." Dann sind die herzlich willkommen, sich bei uns zu melden. Genauso suchen wir auch Leute bei Social Media, die uns da aktiv unterstützen. Ich bin jetzt nicht der Social Media Freak. Ich glaube, ich lasse diesen Bereich den Leuten, die Freude und Spaß daran haben und sich da austoben wollen. Und genau in diesen beiden Bereichen brauchen wir definitiv Unterstützung. Und auf deine Frage noch mal zurück, was motiviert einen? Als ich angefangen habe, Aufgaben abzugeben und dann Menschen wie die Julia oder die Andrea bei uns im Team oder andere tolle Frauen. Wir sind ein Frauenteam tatsächlich, die dabei sind, wie schön das gemeinsame Schaffen ist. Also das hätte ich mir vorher gar nicht so gedacht oder vorstellen können. Ist das so eine tolle Energie, so eine tolle Motivation, die Menschen proaktiv, extrem kreativ. Ich kann jetzt so viel über dieses Team sprechen. Ich bin einfach so glücklich, dass sie an Bord sind und dass das macht es um vieles, vieles leichter für mich.
Laura Roschewitz: Ja, ach, das kann ich so gut nachfühlen. Ich will auch so glücklich über die Menschen, die mich unterstützen, über mein Team und ja, also noch mal daraus sozusagen rausposaunt, wenn ihr uns gerade zuhört und im Bereich Vertrieb oder Social Media Crack seit und euer Herz auch grün schlägt, dann findet ihr in den Shownotes natürlich alle Kontaktmöglichkeiten zu Dalia, also zu dem Unternehmen noch mal. Wir verlinken euch alles so, dass ihr auch ganz einfach Kontakt aufbauen könnt und sagen könnt "Ich habe dich bei Moin um Neun gehört und das klingt spannend. Also da möchten wir sehr, sehr gerne auch vernetzen, wenn das möglich ist.
Dalia Hasan: Vielen Dank. Ansonsten, wenn egal welche Hörerfrage zu dem Interview. Heute können Sie sich auch natürlich sehr gerne melden.
Laura Roschewitz: Ja, sehr gerne. Wenn wir Kommentare bekommen, dann leiten wir die auch super gerne an euch weiter an das Team. Ich habe ja auch schon dich und Julia kennengelernt. Ich danke dir sehr für deine Zeit und für diesen Einblick, den ehrlichen Einblick in die Arbeit, wie du sie machst, in dein Unternehmerintum. Ich glaube, das kann wieder viele beflügeln und auch motivieren. Wenn ich eins daraus mitnehme, ist dieses Durchhalten. Manchmal ist es auch wichtig, für die eigene Sache wirklich einzustehen. Und ja, vielen Dank dafür. Danke für das schöne Interview.
Dalia Hasan: Ich danke dir. Es hat viel Spaß gemacht.
Laura Roschewitz: Ja, wie gesagt, vielleicht machen wir ja irgendwann mal eine Klappe: Die Zweite.
Dalia Hasan: Gerne.
Laura Roschewitz: Und euch anderen wünschen wir das erst mal einen tollen Tag und wir hören uns wieder bei der nächsten Folge Moin um Neun, dem Business Schnack mit Gretel und Laura. Bis dann.
Dalia Hasan: Tschüss.
Foto Laura: Kareen Kittelmann Fotografie