von Kani Tuyala
Mali ist nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, sondern wird auch zunehmend von islamistischen Terrorgruppen heimgesucht. Auch Deutschland ist militärisch in Mali aktiv, um dem Terror nach eigenem Bekunden das Handwerk zu legen. Zu wenige Menschen hinterfragen dabei offensichtlich die Ursachen für Armut und Terror, denn herrschten vor Ort – wie in ganz Afrika – nicht schon immer Chaos und Gewalt?
Da macht es dann auch Sinn, dass selbst die Bundeswehr die "Sicherheit" Deutschlands jetzt auch in Mali verteidigt. Gerade Mali verdeutlicht dabei exemplarisch die Notwendigkeit, sich auch mit der Vergangenheit zu befassen, um daraus Rückschlüsse auf die Gründe für die heutige Situation zu ziehen. Mali war nicht immer ein Armenhaus. Im Mittelalter gehörte Mali zu den wohl schillerndsten Reichen seiner Zeit.
Timbuktu nannte eine der angesehensten Universitäten der damaligen arabischen Welt sein Eigen, und einer der ehemaligen Könige gilt noch heute als reichster Mensch aller Zeiten. Etliche arabische Gelehrte bereisten das Reich Mali im Mittelalter und staunten über dessen Pracht und Sicherheit. Timbuktu galt als Zentrum der Gelehrsamkeit und der Bildung. Noch heute zeugen Hunderttausende mittelalterliche Manuskripte von diesem Erbe.
Als sich schließlich Frankreich Mali als Kolonie einverleibte, wurden Tausende der Manuskripte beschlagnahmt und verbrannt, um die Menschen von ihrem kulturellen Erbe abzuschneiden. Jetzt ist Mali ein Synonym für Armut, Gewalt und Terror, und vor allem die Staaten der westlichen Wertegemeinschaft – darunter auch Frankreich – fühlen sich berufen, dem Land und der Region zu "helfen".