Das Verlagshaus Fayard kündigte am 16. Oktober gegenüber der französischen Sonntagszeitung Journal du Dimanche die Absicht an, Adolf Hitlers Buch "Mein Kampf" im Jahr 2020 neu aufzulegen. "Das Manuskript ist fast fertig", erklärte der Projektleiter Florent Brayard, seines Zeichens Forschungsleiter am Centre National de Recherche Scientifique (Nationales Zentrum für Wissenschaftliche Forschung) und Spezialist für die Geschichte des Nationalsozialismus. Das Buch wird mit einem 1.000 Seiten starken Begleitkommentar veröffentlicht, zu dem etwa fünfzehn französische und deutsche Historiker und Forscher ihren Beitrag leisteten.
Es ist das erste Mal seit dem Jahr 1934, dass das Manuskript des unseligen Nazi-Führers in Frankreich veröffentlicht wird. Die Veröffentlichung von "Mein Kampf" in Frankreich wurde vom selben Verlag bereits für das Jahr 2015 angekündigt. Dies löste jedoch eine breite Kontroverse darüber aus, ob Adolf Hitlers Buch in Frankreich frei verkäuflich sein sollte, und das Projekt wurde schließlich verschoben.
In Deutschland hingegen wurde das Buch im Jahr 2016 neu aufgelegt, nachdem es 70 Jahre lang verboten war. Die Neuauflage hat sich mehr als 100.000 Mal verkauft.
Im April 2016 hielt der Bayerische Landtag eine Plenarsitzung mit Oppositionsparteien ab, um über die Einführung von "Mein Kampf" in die Lehrpläne zu beraten und die Art und Weise, wie auf die darin enthaltenen und entwickelten Thesen eingegangen werden sollte, festzulegen. Ziel des Ansatzes war es, den Schülern die menschenverachtende Natur der NS-Ideologie am Beispiel näher zu erklären, um Sympathien mit rechtsextremen Kreisen vorzubeugen.
Anhänger dieser umstrittenen Idee bestanden darauf, dass "Mein Kampf" für geschichtliches Wissen von entscheidender Bedeutung sei, während Vertreter der jüdischen Gemeinde darauf verwiesen, dass das Buch hierfür nicht die die notwendigen Informationen enthalte. Ob eine solche Debatte in Frankreich in der Nationalversammlung stattfinden wird, bleibt abzuwarten – doch die an der kritischen Ausgabe beteiligten Wissenschaftler dürften ihren Teil dazu getan haben, damit eben solche Informationen den Interessierten zu Genüge verfügbar sind. In Deutschland bleiben unkommentierte Auflagen des Buches weiter verboten.
RT hat sich auf den Straßen von Paris umgehört und Meinungen gesammelt.