Simon Kuntze: Erfahrungen und Gespräche in der West Bank
Wer sich über die Lage in Israel informieren möchte, hat viele Möglichkeiten. Aber wie ist die Situation zum Beispiel in der West Bank? Was denken und empfinden Palästinenser angesichts des Kriegs im Gaza-Streifen oder über ihre eigenen Konflikte mit der israelischen Regierung und radikalen jüdischen Siedlern? Wie ist überhaupt ihr alltägliches Leben? Davon hört man sehr wenig, aus mehreren Gründen. Zum Glück war mein Kollege Simon Kuntze gerade in der West Bank und hat mit vielen Menschen gesprochen. Er arbeitet im Berliner Missionswerk und ist dort für den Nahen Osten zuständig. Jenseits der üblichen medialen Frontstellungen erzählt er von seinen Erlebnissen und Wahrnehmungen. Das wirft ein anderes Licht auf die Debatten, die wir hier in Europa führen. Podcast Johann Hinrich Claussen
Yannic Han Biao Federer: «Ohne meine Trauer wäre ich ärmer»
Ein Gespräch mit dem Autor von «Für immer seh ich dich wieder» Der Kölner Autor Yannic Han Biao Federer hat gerade ein sehr berührendes Buch veröffentlicht. In «Für immer seh ich dich wieder» erzählt er von einem großen Unglück, das seine Freundin und ihn getroffen hat: Wegen einer seltenen Komplikation starb ihr erstes Kind im Mutterleib. Da die Schwangerschaft schon sehr weit fortgeschritten war, musste Gustav Tian Ming geboren werden. Den Eltern blieb nur eine sehr kurze gemeinsame Zeit mit ihrem toten Kind. Davon erzählt Federer auf kunstvolle Weise schnörkellos und intensiv. Im Gespräch berichtet er, wie dieses Buch entstanden ist und was es seiner Freundin und ihm bedeutet: Sie waren fassungslos, aber dieses Buch ist der Versuch, für das Erlebte «eine Fassung zu finden». Wir sprechen auch darüber, was sein Buch – hoffentlich – Leserinnen und Lesern gibt – besonders denen, die Ähnliches erlebt haben. Man nimmt bei der Lektüre nicht nur Anteil an einem Unglück, das andere getroffen hat, sondern man erfährt auch, wie man selbst mit einer tiefen Trauer leben kann, was die Gemeinschaft mit anderen bedeutet, wie man einander hilft, wie man sich verwandelt. Besonders interessant fand ich, wie sich Federers Verhältnis zum christlichen Glauben sowie zu den religiösen Traditionen seiner chinesisch-indonesischen Familie in dieser Zeit verändert hat. Podcast Johann Hinrich Claussen
Olivia Gnauert: Wie viel Handy ist zu viel?
Ein Gespräch über Internet-Nutzungsstörung Alle reden von Handysucht. Aber was ist das eigentlich? Das Phänomen ist neu und entfaltet eine extreme Dynamik. Es stehen machtvolle Kräfte dahinter. Zum Glück haben sich die psychologische Wissenschaft und die Psychotherapie des Themas intensiv angenommen. Hier geht es nicht um schnelle, manchmal überdramatische Urteile. Vielmehr wird versucht, die Begriffe zu klären, die Phänomene genau zu beschreiben, um dann therapeutische Angebote zu entwickeln und einen gesunden Umgang mit neuen Medien zu ermöglichen. Letzteres ist unerlässlich, denn eine Internet-Abstinenz wird es nicht mehr geben. Wie also geht ein zufriedenes Leben mit Handy und Internet. Das erklärt die Psychologin Olivia Gnauert. Podcast Johann Hinrich Claussen
Henning Flad: Neue Entwicklungen beim deutschen Rechtsextremismus – ein Update
Neue Dynamiken innerhalb und außerhalb der AfD Mit Henning Flad von der «Arbeitsgemeinschaft Kirche + Rechtsextremismus» hatte ich schon zwei Podcasts aufgenommen, die sehr gut aufgenommen worden sind. Dieses Mal habe ich ihn danach gefragt, welche neue Entwicklungen und Dynamiken er bei den Rechtsradikalen innerhalb und außerhalb der AfD wahrnimmt – und wie sich das im internationalen Vergleich ausnimmt. Überrascht hat mich, dass er eine Wiederbelebung der Neo-Nazi-Szene feststellt. Zugleich analysiert er sehr eindrucksvoll die Radikalisierung der AfD, die sich zwar äußerlich von den alten Neo-Nazis abhebt, inhaltlich aber immer schärfe Töne anschlägt. Das zeigt sich auch einer entschiedenen Kirchenfeindlichkeit. Doch belässt Henning Flad es nicht dabei, gefährliche Dynamiken freizulegen. Er hat auch ein paar Hoffnung spendende Hinweise bereit. Podcast Johann Hinrich Claussen
Stephan Jütte: Direkte Demokratie auch für Deutschland?
Was kann Deutschland von der Schweiz lernen? Es ist ein hochaktuelles politisches (aber nicht tagespolitisches) Thema: Die Demokratie hat ein Repräsentanz-Problem. Das heißt: Zu viele Menschen fühlen sich von den politischen Parteien und Amtsinhabern nicht vertreten. Demokratische Parteien sollen der politischen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung dienen, aber immer weniger Menschen engagieren sich in Parteien. Die Folge: Politik und Bevölkerung entfremden sich voneinander. Das ist eine gefährliche Entwicklung. So stellt sich die Frage, ob man die repräsentative Demokratie nicht ergänzen sollte um Formen der direkten Volksbefragung und -entscheidung. Von Deutschland aus blickt man da neugierig, neidisch oder ungläubig auf die Schweiz, wo es all dies schon seit langer Zeit gibt. Stephan Jütte erklärt und diskutiert, wie Volksbeteiligung in der Schweiz funktioniert und was Deutschland sich davon abschauen könnte. Wer regelmäßig bei Reflab zu Gast ist, kennt Stephan. Für die anderen: Stephan ist Theologe, Blogger und Podcaster, früher beim RefLab, heute bei der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Podcast Johann Hinrich Claussen