Druck im Kessel – Doku über die Tücken der Wärmewende
Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Doch beim Heizen verläuft die Wende zäh. Dabei droht Deutschland von der asiatischen Konkurrenz überholt zu werden, wenn es zu lang an alten Heiztechnologien festhält.Wie werden wir in Zukunft, wenn Holz, Kohle, Öl und Gas immer mehr an Akzeptanz verlieren, heizen? Kontroverse Antworten bestimmen und prägen die Debatten politisch, wirtschaftlich und sozial und heizen sie auf.„Wir haben Fehler gemacht“, sagt Stefan Wenzel, ehemaliger parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, im Rückblick. Zu groß wäre der mediale Widerstand gegen moderne, aber vermeintlich teure und stromfressende Wärmepumpen gewesen, zu groß das Beharrungsvermögen der Hausbesitzer, die sich nicht vorschreiben lassen wollten ihre alten Öl- und Gaskessel rauszuschmeißen.Und so wurde das Regierungsziel, 500.000 Wärmepumpen jährlich zu installieren, weit verfehlt und die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes zum Fallstrick für die Ampelkoalition.Kurz nach dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung sagte Katherina Reiche, die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, der Klimaschutz sei zuletzt vielleicht „überbetont“ worden. Es brauche eine „Neuausrichtung der Energiewende“, aber keine „Lex Wärmepumpe“. Dabei gilt auch für die neue Bundesregierung das Pariser Abkommen und die Aussage: Deutschland muss bis 2045 klimaneutral sein. Noch aber stammen drei Viertel der genutzten Heizenergie aus Öl oder Gas. Der Gebäudesektor verfehlt deshalb regelmäßig die Klimaziele. Deutschland muss das Tempo also anziehen. Wärmepumpen und grüne Fernwärmenetze könnten dabei helfen – aber nach dem Hin- und Her der letzten Jahre ist die Branche verunsichert. Beim deutschen Wärmepumpenhersteller Stiebel-Eltron fürchtet man, dass es dem Sektor ähnlich gehen könnte wie den Solarherstellern Anfang der 2000er Jahre: Wenn Deutschland zu lang an alten Technologien festhält, wird es von der starken asiatischen Konkurrenz abgehängt.Die Doku geht der Frage nach, ob Deutschland die Wärmewende noch schaffen kann – trotz globalem Handelskonflikt, hartem Wettbewerb und neuer politischer Rahmenbedingungen.Ein Feature von Lydia Jakobi und Tobias Barth. Produktion MDR 2025Podcast-Empfehlung: Kemferts Klima-Podcasthttps://1.ard.de/empfehlung-kemferts-klima-podcast
Irre Gärten – Mit Jorge Luis Borges durchs Labyrinth
Die Textwelten des Schriftstellers Jorge Luis Borges verzweigen sich ins Unübersehbare. Auf einer der Inseln Venedigs kann man sich ganz real in ihnen verlaufen.Der argentinische Autor Jorge Luis Borges kultivierte wie kein zweiter Schriftsteller die Denkfigur des Labyrinths. Angeregt durch Borges’ Erzählung „Der Garten der Pfade, die sich verzweigen“ – in der Buch und Labyrinth eins sind – entwarf Randoll Coate, ein britischer Geheimdienstler und Diplomat ein Labyrinth in Form eines offenen Buchs. Auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig wurde es mit dreitausend Buchsbaumbüschen angelegt. Sprechende Motive wie Sanduhr, Blindenstock oder Tiger locken den Besucher ins Innere und lassen ihn auf geistesabenteuerlichen Wegen in die Irre gehen.Ein Feature von Andra Joeckle. Produktion: DLF Kultur 2022
Bis die Atombomben fielen – Dacia Marainis Kindheit in einem japanischen Internierungslager
Dacia Maraini ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Italiens. Erst jetzt im hohen Alter erzählt sie von verstörenden Kinderjahren in einem japanischen Gefangenenlager im zweiten Weltkrieg.Kaum jemand weiß, dass während des Zweiten Weltkrieges italienische Antifaschisten in japanischen Lagern interniert waren. Zu denen, die dort ständigem Hunger und dem Sadismus der japanischen Bewacher ausgeliefert waren, gehörte auch die damals siebenjährige Dacia mit ihrer Familie. Retten werden sie erst die verhängnisvollen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die das japanische Kaiserreich zur Kapitulation zwingen.Ein Feature von Corinne Orlowski. Produktion: WDR 2025
Freiheit unter Dschihadisten? Reise in den syrischen Frühling
Nach dem Sturz Assads besetzt eine kleine Gruppe Dschihadisten aus Idlib Syriens Ministerien, Verwaltungen und Sicherheitskräfte. Die Hoffnung des arabischen Frühlings auf einen alternativen Zugang zur Demokratie scheint sich abermals nicht zu erfüllen.Im Frühling 2025 fährt der Autor nach Damaskus, das er 2018 zuletzt besuchte; damals noch ständig überwacht von Begleitern und Geheimdienstlern des siegreichen Assad-Regimes. Die Dschihadisten, die vor sieben Jahren aus den zerstörten Vierteln der Hauptstadt ins nordsyrische Idlib abzogen, sind mittlerweile an der Macht – offensichtlich unterstützt und angeleitet durch die Türkei.Vertreter von Minderheiten und Zivilgesellschaft klagen über systematische Verfolgung und willkürliche Tötungen. Und auch der Autor gerät, je länger er in Damaskus recherchiert, mehr und mehr in den Fokus eines neuen Überwachungssystems, kenntnisreich organisiert von langjährigen Assad-Seilschaften, die sich dem neuen Regime nun unterstellen.Ein Feature von Beatrix Ackers. Produktion: Deutschlandfunk/WDR 2025
Liebe, Likes und Luftschlösser – Das Geschäft mit dem Heiraten
Die Traumhochzeit findet sich in den Sozialen Netzwerken: zig perfekt inszenierte Trauungen. Viele angehende Eheleute wünschen sich das so, leisten können sich viele das nur schwer, denn Heiraten ist teuer geworden – ein Millionengeschäft. Eine atemberaubende Location, ein perfekt abgestimmtes Deko-Konzept und ein aufwändiges Gala-Dinner soll es sein. Für jeden Punkt auf der langen Liste des Hochzeitsbedarfs gibt es online Inspiration. Das weckt in vielen Paaren den Wunsch nach einer ähnlichen "Traumhochzeit". Soziale Medien bieten dabei nicht nur etablierten Agenturen, sondern auch kleinen Dienstleistern die Möglichkeit, sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Und das funktioniert: das Hochzeitsgeschäft boomt. Eine Hochzeit wird heute schnell teurer als ein Kleinwagen. Dok 5 traf Dienstleister, die online ihren Teil der „Traumhochzeit“ anbieten und Paare, die versuchen, ihre Wünsche ans eigene Budget anzupassen.Ein Feature von Annelen Bergenthum. Produktion: WDR 2023