Wir sprechen in der Öffentlichkeit, in der Wissenschaft, der Industrie ständig von Innovation, so als wäre Innovation per se sinnvoll und wichtig für unsere Gesellschaft, aber stimmt das? Was ist überhaupt Innovation? Und was ist der Unterschied oder Zusammenhang zwischen Innovation und Fortschritt?
Warum sprechen wir davon in letzter Zeit immer weniger von Fortschritt? Es gab mehr als ein Anzeichen in der Vergangenheit, dass Innovation und Fortschritt nicht immer Hand in Hand gehen müssen, und in der heutigen Zeit und damit auch in der nahen Zukunft ist die Situation noch komplizierter geworden.
»Mit dem 18. und 19. Jahrhundert wird der Begriff des Fortschritts fester Bestandteil des europäischen Weltbildes.«, Klaus Kornwachs
Wir hat sich der Fortschrittsbegriff des 19. Jahrhunderts immer mehr auf Innovation reduziert?
Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit, unter anderem auf den »Atommoment« der Physiker, den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und stellen uns die Frage, ob wir heute nicht einen »Atommoment« der Informatik erleben.
War das alles unvorhersehbar?
Was hat die Technikkritik der Nachkriegszeit bewirkt, denken wir etwa an Günther Anders:
»Wir sind die Herren der Apokalypse, das Unendliche sind wir. Alle Wechselfälle der (bisherigen) Geschichte werden angesichts der neuen Möglichkeiten zur reinen “Vorgeschichte”«
Es herrscht nach dem zweiten Weltkrieg wohl eher das Motte »Machen was machbar ist«. Seit damals scheinen wir die Frage nach dem Fortschritt immer weniger zu stellen und heute werden wir mit Innovationen auf allen Ebenen überflutet.
»In den letzten vierzig Jahren hat sich das Pro-Kopf-Einkommen der US-Amerikaner mehr als verdoppelt. Bedeutet dies, dass wir mehr glückliche Menschen haben? Keineswegs. Noch deutlicher ist des in Japan, wo sich das Pro-Kopf-Einkommen in den letzten vierzig Jahren verfünffacht hat, wieder: mit keinem messbaren Zuwachs an individuellem Glück«, Barry Schwartz
Also doch eher Ablenkung und Nebelkerzen um uns von den tatsächlichen Problemen der Zeit abzulenken?
»Wir verwechseln systematisch Innovation mit Fortschritt«, Harald Welzer
Es mangelt nicht an Herausforderungen. Sollten wir »Innovation« nicht eher als Ablenkung begreifen, ad acta legen und uns dem Begriff des Fortschrittes wieder annähern um die Probleme der Zeit handhaben zu können?
Referenzen
039 – Follow the Science?
038 – Eliten, ein Gespräch mit Prof. Michael Hartmann
037 – Probleme und Lösungen
036 – Energiewende und Kernkraft, ein Gespräch mit Anna Veronika Wendland
035 – Innovation oder: Alle Existenz ist Wartung?
034 – Die Übersetzungsbewegung, oder: wie Ideen über Zeiten, Kulturen und Sprachen wandern – Gespräch mit Prof. Rüdiger Lohlker
033 – Naturschutz im Anthropozän – Gespräch mit Prof. Frank Zachos
032 – Überleben in der Datenflut – oder: warum das Buch wichtiger ist als je zuvor
031 – Software in der modernen Gesellschaft – Gespräch mit Tom Konrad
030 – (Techno-)Optimismus – ein Gespräch mit Tim Pritlove
029 – Fakten oder Geschichten? Wie gestalten wir die Zukunft?
028 – Jochen Hörisch: Für eine (denk)anstössige Universität!
027 – Wicked Problems
026 – Was kann Politik (noch) leisten? Ein Gespräch mit Christoph Chorherr
025 – Entscheiden unter Unsicherheit
024 – Hangover: Was wir vom Internet erwartet und was wir bekommen haben – Gespräch mit Peter Purgathofer
023 – Frozen Accidents
022 – Biodiversität und komplexe Wechselwirkungen – Gespräch mit Prof. Franz Essl
021 – Der Begriff der Natur – oder: Leben im Anthropozän
020 – Offene Systeme – Teil 2: Gespräch mit Lukas Lang und Christoph Derndorfer
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