Die Notwendigkeit unsere Gesellschaft zu dekarbonisieren um Klima- und auch Biodiversitätskrise zu bekämpfen, macht auch in Corona-Zeiten keine Pause.
In dieser Episode spreche ich mit Dr. Anna Veronika Wendland.
Dr. Wendland ist Osteuropa- und Technikhistorikerin, Projektleiterin im Sonderforschungbereich „Dynamiken der Sicherheit“ (Marburg / Gießen). Derzeitige Forschungsschwerpunkte sind komparative Umwelt- und Technikgeschichte, Reaktorsicherheit, industrielle Anthropologie, kerntechnische Arbeitswelten und Ingenieurskulturen in Osteuropa und Deutschland.
1989 hat sie ein abenteuerliches Forschungsjahr in der Ukraine – als Atomkraftgegnerin – mit der Bewältigung der Tschernobyl-Katastrophe verbracht. Dem folgen weitere Forschungsprojekte über viele Jahre als Langzeit-Beobachterin in Kernkraftwerken in Osteuropa und Deutschland.
Blick aus dem IT-Büro auf das Atomkraftwerk Rivne, ca. 1982, Foto: Nadija Tymofejenko, Rivnenska Atomna Elektrychna Stantsiia, Varash, Ukraine
Sie navigiert zwischen den Polen einer »klassischen« Zeithistorikerin mit einer Fülle an Quellen und der Tatsache, dass die Kernkraftwerke als Orte aber abgeschottet und schwer zugänglich sind. Es gibt wenig Fachliteratur, vor allem in Bezug auf die realen Prozesse und menschliche Seite der Interaktion zwischen Menschen und (Kerntechnik-) Maschinen. Industrielle Anthropologie in diesem Bereich ist daher sehr schwierig und aufwändig.
In der heutigen Wissenschaftslandschaft ist es äußerst schwierig sich finanziell für solche lange und interdisziplinäre Forschung über Wasser zu halten. Daher sind derartige Projekte – so wichtig sie sind – mit der heutigen »Bologna-Universität« und Uni-Richtlinien kaum vereinbar.
Diese Geschichte der (osteuropäischen) Kerntechnik führt zu ihrer Habilitatiionschrift: Kernenergie als Moderne-Phänomen.
Im Juli 2020 hat Dr. Wendland gemeinsam mit dem Nuklearsicherheitsexperten Rainer Moormann, der als Kritiker der Atomindustrie bekannt wurde, ein vielbeachtetes Memorandum veröffentlicht, in dem die Autoren zur schnelleren Erreichung der deutschen Klimaziele fordern, den Atomausstieg zugunsten eines schnelleren Kohleausstiegs auszusetzen.
In dieser Episode sprechen wir über die Energiewende und ob wir noch in der Lage sind, wichtige und komplexe Probleme der Zeit in der Gesellschaft rational zu diskutieren. Sind Kernkraftwerke wirklich – wie so oft in Deutschland und Österreich behauptet – gefährliche Technik der Vergangenheit oder können sie eine wichtige Komponente einer zukünftigen (global) dekarbonisierten Energieerzeugung darstellen?
Dr. Wendland spricht über Risiken und Chancen, gesellschaftliche und mediale Phänomene, die diese Frage begleiten. Wir erleben etwa häufig Diskurs der über Angst geführt wird. Welche Folgen hat dies? Wir diskutieren verschiedene Arten von Risiken – systemische und lokale – für die unterschiedlichen Arten der Energiebereitstellung. Welche Rolle spielt NIMBY (not in my backyard), das Vertrauen und Misstrauen der Öffentlichkeit gegen Wissenschaft und Industrie und die Frage, welche Rolle Subventionen und Regulierungen spielen (können und sollen).
Referenzen
Andere Episoden
Dr. Wendland
Fachliche Referenzen
077 — Freie Privatstädte, ein Gespräch mit Dr. Titus Gebel
076 — Existentielle Risiken
075 — Gott und die Welt, ein Gespräch mit Werner Gruber und Erich Eder
074 — Apocalypse Always
073 — Ökorealismus, ein Gespräch mit Björn Peters
072 — Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft, Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann
071 — Stagnation oder Fortschritt — eine Reflexion an der Geschichte eines Lebens
070 – Future of Farming, a conversation with Padraic Flood
069 — Complexity in Software
068 — Modelle und Realität, ein Gespräch mit Dr. Andreas Windisch
067 — Wissenschaft, Hype und Realität — ein Gespräch mit Stephan Schleim
066 — Selbstverbesserung — ein Gespräch mit Prof. Anna Schaffner
065 — Getting Nothing Done — Teil 2
064 — Getting Nothing Done — Teil 1
063 – Museum der Zukünfte — ein Gespräch mit Dr. Gabriele Zipf
062 — Wirtschaft und Umwelt, ein Gespräch mit Prof. Hans-Werner Sinn
061 — Digitaler Humanismus, ein Gespräch mit Erich Prem
060 — Wissenschaft und Umwelt — Teil 2
059 — Wissenschaft und Umwelt — Teil 1
058 — Verwaltung und staatliche Strukturen — ein Gespräch mit Veronika Lévesque
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