Interview mit Joe Löhrmann von My Traveling Piano Hallo Leute, hier ist Berlin und hier ist auch endlich der Sommer angekommen. Es scheint die Sonne, es ist schön warm und das war Grund genug mich mit Joe Löhrmann von mytravelingpiano.com zu treffen. Joe reist seit mehreren Jahren mit einem umgebauten 250 kg Klavier durch die Gegend. Und was das Ganze mit dem digitalen Nomadentum zu tun hat und wie er auf die Idee gekommen ist, erfahrt ihr in dieser Folge. Check it out! In dieser Folge lernst du: Wo du in Ubud ein Klavier findest. Wie man sich auf einer kleinen Insel ein Remote Team aufbaut. Welche App für Joe am wichtigsten ist. Und warum du die nächste Person beim Abendessen einfach mal ansprechen solltest. Schreib mir an marcus@lifehackz.co, hinterlass eine kurze Bewertung auf iTunes und abonniere die Show! Werde auch Teil der kostenlosen DNX LIFE HACKZ Community mit über tausenden gleichgesinnten Lifehackern. 1.000 Dank, Dein Marcus SHOWNOTES http://www.mytravelingpiano.com/ https://www.facebook.com/mytravelingpiano [su_accordion] [su_spoiler title="Diese LIFE HACKZ Folge zum Nachlesen" icon="plus-square-1"] Interview mit Joe Löhrmann Marcus: Ja cool! Ich sitze hier gerade in Berlin-Friedrichshain in der Turnhalle - das ist ein Open-Air Bistro oder so- nämlich zusammen mit dem Joe Löhrmann. Joe, cool dass Du am Start bist und erzähl mal, was machst Du so? Joe: Hi Marcus, danke für die Einladung. Ich bin Joe Löhrmann und ich reise jetzt seit drei Jahren mit meinem Klavier durch die Welt. Ich habe ein Klavier umgebaut und mit dem bin ich jetzt seit drei Jahren unterwegs und eigentlich auch ortsunabhängig. Marcus: Sau geil! Hast Du einen bestimmten Brand? Wie nennst Du Dich? Kann man Dich irgendwo im Netz finden. Joe: Auf jeden Fall, ja. Mein Projekt heißt My Traveling Piano, also zu finden unter mytravelingpiano.com oder eben auch bei Facebook unter mytravelingpiano. Marcus: Ich würde mal sagen, das ist jetzt nicht so der typische Digital Nomad Job, aber ich glaube, es ist auch eine Art von unterwegs oder von überall sein Geld zu verdienen. Reist Du denn dann sehr exzessiv oder hältst Dich dann eher in Deutschland auf? Joe: Das ist eigentlich total unterschiedlich. Ich habe 2013 eine Europa-Tour gemacht. Da war ich in Frankreich, Schweiz, Italien, Österreich und im letzten Jahr in Dänemark, Holland, Belgien und auch noch einmal kurz in Frankreich. So bin ich halt auch immer mal wieder unterwegs, aber auch öfter mal in Deutschland. Deutschland liegt ja ganz gut so in der Mitte. Da kann man immer mal wieder hinfahren und eigentlich will ich aber auch richtig mal wieder eine Weltreise machen mit Klavier. Ich habe schonmal eine gemacht ohne Klavier und ich habe mega Bock jetzt nochmal hinzubekommen. Das ist logistisch natürlich ein deutlich größerer Aufwand. Marcus: Ja das wollte ich gerade sagen. Wie genau löst Du das dann logistisch, wenn Du mit Deinem Klavier unterwegs bist? Wird es dann immer in sämtliche Einzelteile zerlegt oder hast Du so große Gefährten oder Fahrzeuge, dass Du Dein Klavier von A nach B Bewegen kannst im Ganzen? Joe: Also ich habe angefangen, da habe ich tatsächlich nur ein Klavier umgebaut. Das habe ich mit meinem Vater angefangen zu bauen, weil er deutlich begabter als ich. Das hat drei Monate gedauert, dann war das Klavier fertig. Dann bin ich wirklich das erste Mal damit raus auf die Straße und ich hatte kein Auto, gar nichts. Also das Klavier bleibt so wie es ist - im Ganzen. Ich habe damals in Bremen gewohnt, dann habe ich das Klavier immer so 1,5 km wirklich durch die Stadt gezogen, bis in die Fußgängerzone. Also das Klavier wiegt 250 kg und das halt einmal durch die Stadt zu schieben mit Bordstein und Kopfsteinpflaster und alles, was da so ist, ist schon echt eine Herausforderung. Das habe ich dann wirklich ein paar Monate gemacht. Und dann habe ich halt gesehen, dass das funktioniert. Die Leute nehmen das total gut an und die mögen das. Ich hatte Bock auch weiter wegzufahren. Dann habe ich mir halt den zweiten großen Traum erfüllt und mir einen Bulli gekauft. Den habe ich dann so umgebaut, dass das Klavier gerade so genau reinpasst und dann kann ich das mit Rampen herausholen. Seitdem bin ich quasi auch flexibel und kann das Klavier überall mit hinnehmen wo ich will. Marcus: Das ist glaube ich ein krasses Bild, wenn Du mit Deinem Klavier da durch die Straßen ziehst und von A nach B transportierst. Ist da schonmal irgendwann etwas passiert, dass das Klavier umgekippt ist am Bürgersteig oder irgendwelche Leute doof waren oder keine Ahnung - gerüttelt haben oder was weiß ich? Joe: Man muss aufpassen, wenn ich mal abends spiele oder so etwas und die Leute fangen an Alkohol zu trinken und werden immer besoffener. Dann muss man schon ein bisschen gucken, dass die Leute nicht ihre Getränke auf das Klavier abstellen und es umkippt oder so. Das Klavier an sich ist schon so stabil gebaut, dass es eigentlich fast nicht umkippen kann. Da muss man schon einiges machen, dass das passiert. Man muss aber trotzdem immer ein bisschen drauf achten. Also zum Glück ist noch nichts umgekippt, aber ich hatte schonmal eine Reifenpanne. Ich habe Luftreifen und ich hatte schonmal eine Reifenpanne mitten auf einem Berg in Avignon - da war gerade das Theaterfestival. Das habe ich dann gerade so hoch gebracht. Das war sehr anstrengend, auch Kopfsteinpflaster und ziemlich steil. Dann war ich irgendwann da oben angekommen und an so einem geilen Spot, hab dann da gespielt und dann habe ich das Klavier irgendwie umgedreht und dabei habe ich mir eine Scherbe in den Reifen gehauen. Und dann hatte ich eine Panne. Eine Reifenpanne. Und dann stand ich da mit meinem 250 kg Klavier und hatte natürlich auch keinen Ersatzreifen dabei. Dann habe ich erstmal ein bisschen weiter gespielt und überlegt was ich jetzt mache. Nach einer halben Stunde ungefähr zog dann so ein krasses Gewitter auf. Es wurde auf einmal super windig und dann kam Regen und ich hatte natürlich richtig Panik und dachte “Scheiße, was mach ich denn jetzt? Ich krieg das Klavier hier gar nicht weg.” Dann haben zwei Franzosen wohl gesehen, dass ich ziemlich verzweifelt war und die haben mich dann gefragt, ob sie mir helfen können. Und dann haben wir da irgendwie zu Dritt das Klavier da den Berg halb runtergetragen. Das ist schonmal passiert, das war aber auch eigentlich das Schlimmste, was mir mit dem Klavier bisher passiert ist. Ah und einmal ist es richtig, richtig nass geworden. Das war auch scheiße! Marcus: Was passiert dann, wenn es richtig nass ist? Kommen dann noch Töne raus? Joe: Ja eigentlich geht es dann sofort kaputt. Das ist also doch relativ robust, aber man sollte es halt nicht übertreiben, ne? Also da hatte ich dann wirklich die Plane zu spät drauf und dann musste ich alles zusammenpacken und dann kam so ein richtig fetter Schauer. Und dann ist es echt nass geworden. Marcus: Das stelle ich mir eh total sensibel vor, so ein Musikinstrument und dann trägst Du das quer durch die Welt. Hast Du da Anfang vorher nicht auch Bedenken gehabt? Das ist ja auch eine ganz schöne Investition, die Du da durch die Gegend schiebst und fährst und aufbaust und bei Wind und Wetter, wie Du eben schon sagtest mit dem Regen? Das ist ja irgendwie auch Dein Tool, um Geld zu verdienen. Hast Du da keinen Schiss drum? Joe: Es gab super viele Bedenken am Anfang. Das kann man sich ja vorstellen. Wie kriegt man so ein Klavier überhaupt von A nach B. Das verstimmt sich doch ständig und hält das überhaupt? Geht das nicht kaputt? Kurz gesagt: Ich habe mir tausend Fragen gestellt und hatte tausend Bedenken, aber ich finde es halt immer total wichtig, dass man sich halt nicht so von diesen Ängsten und von diesen Bedenken so leiten lässt. Marcus: War das denn von Anfang an so, dass Du dieses krasse Mindset - wie Du gerade gesagt hast, dass man sich eben nicht von den Bedenken leiten lässt und gefangen nehmen lässt - schon immer hattest oder musste sich das entwickeln? Gab es da einen bestimmten Trigger? Joe: Ich hatte das auf keinen Fall schon immer. Also, ich habe früher eine Ausbildung gemacht und war total unglücklich. Das hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Das habe ich aber erst hinterher so richtig gemerkt. Marcus: Die Ausbildung hast Du also eher gemacht, weil es sein musste oder weil das jeder andere um Dich herum gemacht hatte? Joe: Genau. Ich hatte damals einfach keine Ahnung was ich machen sollte, was ich mit meinem Leben anstellen sollte. Da habe ich verschiedene Interessen gehabt, natürlich Musik, Film und ich interessierte mich auch für Autos und für Bullis. Und dann bin ich auf einmal bei BMW gelandet. Jetzt im Nachhinein ist das schwer vorstellbar, aber da war ich dann halt damals. Das war aber überhaupt nicht mein Ding. Dann hat sich das erst so langsam entwickelt, dass ich dieses Mindset bekam. Also früher hatte ich einfach nur diese Ängste und habe es einfach nicht gemacht. Ich habe nach meiner Ausbildung eine Weltreise gemacht, weil ich einfach rausmusste. Das war für mich wirklich so ein Befreiungsschlag von dieser Corporate Welt. Auf dieser Weltreise habe ich einfach - das kann sich vielleicht jeder denken, der so etwas schonmal gemacht hat und länger unterwegs war - man hat einfach super viele geile Erfahrungen gemacht, lernt tolle Leute kennen. Man erweitert unglaublich seinen Horizont und ganz oft war ich in der Situation “soll ich mich dafür entscheiden oder dagegen”. Also man steht immer vor so kleinen Entscheidungen. Soll ich jetzt irgendwie die und die Person ansprechen, aber man hat irgendwie Schiss oder ist schüchtern. Und wenn man sie nicht anspricht, passiert auch nichts. Und wenn man sie aber anspricht, dann können sich halt tausend geile Sachen ergeben. Das kann Dein Leben verändern. Und das ist bei allen Entscheidungen so sozusagen. Mein Motto nach der Weltreise, das ich wirklich so mitgenommen habe, ist mich wirklich einfach immer für Ja zu entscheiden. Wenn man vor einer Entscheidung steht: Einfach Ja! Es kann eigentlich nur etwas Gutes bringen. Und das hat sich eigentlich durch die Weltreise gefestigt und wurde dann auch immer mehr, sodass ich dann auch irgendwann wirklich den Mut hatte, das einfach zu machen mit dem Klavier. Ich muss aber zugeben, das hat ein paar Jahre gedauert, definitiv! Weil einfach zu viele Ängste da waren. Hätte ich nicht irgendwann diesen Schritt gemacht, zu sagen “Fuck it, ich mach´s jetzt einfach!” Dann würde es das Traveling Piano heute immernoch nicht geben und die letzten drei Jahre wären nicht so geil gewesen, wie sie waren. Und ich hätte tausend Leute nicht berührt mit meiner Klaviermusik, weil ich auch unglaublich viel bei den Menschen bewirke. Ich bekomme wirklich unheimlich tolle Rückmeldungen, auch oft im Nachhinein, was die Leute so mitgenommen haben von der Begegnung mit mir und meinem Klavier. Das verändert so ein mini-kleines bisschen die Welt. Und das wäre hat nicht passiert. Deswegen sollte man sich immer für Ja entscheiden. Marcus: Gibt es denn auf der Weltreise, auf der dann die Entscheidung gereift ist, dass Du für das Ja und All-In gehst und Deinen Traum verwirklichst, gab es da einen speziellen Moment oder waren das viele Eindrücke auf einmal, die dann im Flugzeug Dich dazu veranlasst haben zu sagen “ok, ich mach´s jetzt” auf dem Flug nach Hause? Also als Gesamterlebnis dann, oder gab es doch zwei, drei krasse Trigger-Momente die Dich dann dazu bewogen haben? Joe: Also als ich meine Weltreise gestartet habe, da habe ich mir erstmal so eine Liste gemacht “was will ich jetzt hier machen auf der Weltreise? Will ich Zeit für mich und ich will Sachen machen, die mir Spaß machen und an denen ich Freude habe.” Und da habe ich halt meine Leidenschaften aufgeschrieben und kleine Tätigkeiten. Also ich will jetzt in geilen Seen schwimmen; ich will Musik machen; viele Leute treffen; ganz viele kennenlernen; neue Sprachen lernen usw. Und dann habe ich immer geguckt, was sind meine beiden größten Leidenschaften? Dann kam relativ schnell raus, dass es Klavierspielen und Reisen ist, was sich eigentlich sehr schwer verbinden lässt, weil Du ein Klavier halt einfach nicht mitnehmen kannst. Auf der Weltreise habe ich dann zwar immer wieder Klavier gespielt, aber das war halt immer schwer, weil man immer ein Klavier erst finden musste. Wenn Du irgendwo ganz neu bist, dann musst Du halt immer erst durch die Stadt rennen und eins finden. Das habe ich dann auch so gemacht. Marcus: Das heißt, Du bist dann in Klavierläden gegangen oder hast Straßenmusiker gesucht, wo Du Dich dann mit dransetzen kannst? Joe: Also Straßenmusiker mit Klavier gibt es eigentlich nicht. Da habe ich auf meiner Weltreise keinen mit gesehen. Ich dachte bis dato auch, dass es keinen so verrückten gibt, der so etwas macht. Ich meinte jetzt eher so in Restaurants und Hotels. Da bin ich dann halt hin und habe gefragt “habt ihr eins und kann ich hier spielen?” Mit Austausch gegen Essen und Zimmer. Und das hat auch teilweise geklappt. Aber jetzt sind wir von der eigentliche Frage abgewichen. Marcus: Ja, die eigentliche Frage war, ob es da zwei, drei Special Moments gab oder ob es das Gesamterlebnis war oder vielleicht eine bestimmte Begegnung oder so einen Aha-Moment auf Deiner Reise. Joe: Ja, den gab es tatsächlich. Nachdem ich diesen Gedanken weitergedacht habe und wirklich diese Vorstellung hatte “vielleicht könnte ich ja sogar mein eigenes Klavier mitnehmen, das macht ja keiner, das muss doch irgendwie möglich sein”. Klaviertransporteure bringen ja auch das Klavier irgendwohin. Also warum soll es nicht möglich sein, dass ich das selbst im Bulli mitnehme? Da muss man halt ein bisschen was umbauen. Dann habe ich diese Idee so mit mir herumgetragen und irgendwann, als ich dann auf Bali war, da war ich auch wieder in so einer Situation. Da saß eine Frau am Tisch im Restaurant alleine. Ich war auch alleine. Und dann wollte ich sie einfach ansprechen, weil sie sah nett aus. Aber dann kamen wieder diese Ängste “soll ich sie ansprechend? Die denkt bestimmt, ich will die jetzt anmachen oder keine Ahnung, vielleicht will sie lieber alleine sein.” Diese ganzen Fragen, die man sich dann so stellt. Und dann habe ich mir gesagt “ach ist doch Scheißegal” und bin einfach hingegangen. Dann habe ich sie angesprochen und sie war super nett und hat mich gleich eingeladen. Marcus: Cool, war das so das erste Mal, dass Du zu jemanden dann hingegangen bist oder hast Du es vorher schonmal ein bisschen geübt, so aus Deiner Komfortzone herauszukommen? Joe: Nee, das war dann schon zum Ende meiner Weltreise oder sogar noch auf einem neuen Trip. Ich habe dann schon diese Komfortzone sehr oft verlassen. Das war definitiv auf der Weltreise schon so. Marcus: Aber trotzdem: Ist das dann so, je öfter Du das machst desto leichter fällt es einem? Joe: Das ist auf jeden Fall so, ja. Aber ich würde trotzdem sagen, dass man das dann komplett ablegt. Also es gibt immer wieder Situationen, wo man dann einfach zögert und ich glaube, der Endpunkt ist dann einfach, dass man halt bei gar keiner Situation mehr zögert. Es gibt ja immer größere Challenges ne und man kommt glaube ich, immer wieder an diesen Punkt. Deswegen ist es halt wichtig, egal auf welchem Status ist, man muss diesen Punkt immer wieder überschreiten. Jeder steht vor seinen eigenen Herausforderungen. Das war dann halt auch wieder so ein kleiner Moment. Da habe ich sie halt dann angesprochen. Sie war total nett, hat mich eingeladen, wir haben zusammen gegessen. Also sie hat mich eingeladen, mich dazuzusetzen. Dann habe ich mir so ein bisschen von meiner Idee erzählt. Da war es noch so ein vage Idee und da hatte ich natürlich auch noch viele Zweifel, aber sie hat mir einfach super viel Mut gemacht. Sie konnte das total sehen und meinte “I can see you with your traveling piano”. Dann haben wir Pläne gemacht, wo man überall hinfahren könnte und wie man das alles aufbaut und ich war einfach auf einmal mega inspiriert. Auch durch sie, weil sie mir so viel Mut gemacht hat und weil sie so sehr daran geglaubt hat. Und ich dachte so “cool, da glaubt jemand an meine verrückte Idee!” Das war einfach super inspirierend und ich hatte, glaube ich, vorher schonmal so eine Mindmap gemacht und aufgeschrieben, wie ich mir das so vorstellen könnte. Da hatte ich schon so ein paar Ideen. Aber an dem Abend dann wirklich, bin ich noch ins Internet-Café und habe mir die Seite mytravelingpiano.com reserviert im Netz. Und das war für mich so ein besonderes Ereignis. Marcus: Ja also, die Domain zu registrieren ist immer noch so ein fetter Milestone, wo Du so denkst “boah, ich mache das jetzt. Das ist jetzt meine Domain. Geil das hat geklappt” wenn dann die Confirmation Mail kommt. Ja gerade so dieses Feuer von anderen zurückgespielt zu bekommen ist glaube ich, so wichtig, ne? Ich habe das ja zum Glück mit Feli, dass ich nicht alleine ein Business machen muss oder alleine reise und wir merken das immer wieder, wie viel wir uns da gegenseitig auch immer pushen können. Und uns sagen “Cool, lass machen” und “meinst Du wirklich? - ja klar!” Und so Leute brauchst Du halt um Dich herum. Deshalb ist das super gut, dass Du die da in diesem Moment kennengelernt hast. Hatte sie denn irgendwie einen Background? War sie ein Motivationscoach oder war es jetzt einfach eine random person, die an Dich geglaubt hat und auf einmal auch dieses Funkeln in den Augen hatte? Joe: Also sie ist Autorin. Sie schreibt sehr viel und war auch sehr viel am Reisen und unabhängig und auch sehr über den Tellerrand blickend. Sie hat sich viel mit Spiritualität beschäftigt. Das war einfach total interessant. Dann hat sie auch gesagt, die Dinge werden einfach passieren, wenn Du sie halt angehst und ich hatte ihr auch gesagt, ich suche nach einem Klavier in Ubud und so und “hast Du eins gesehen?”. Marcus: Ach das war in Ubud? Joe: Genau, das war in Ubud. Ich glaube da passieren sowieso viele solcher Dinge. Dann hat sie mich am nächsten Morgen irgendwie angerufen und hat gesagt “hier, ich habe Dein Klavier gefunden!” In dem Restaurant unter ihrem Haus, da stand ein Klavier. Dann habe ich da gespielt und solche Sachen, die sich dann ergeben. Dann bin ich zurückgeflogen und im Flieger sitze ich neben einer Frau. Ich habe am Anfang gar nicht so mit ihr gesprochen und irgendwann stellt sich heraus, sie ist Klavierlehrerin. So fügt sich das dann alles irgendwie zusammen. Wenn man dafür offen ist, dann passiert wirklich auch ganz viel. Marcus: Genau. Man muss offen dafür sein, man muss aber manchmal seinem Schicksal auch die Chance geben, dass es zuschlägt. Denn wie Du glaube ich anfangs auch ganz gut gesagt hast: Man muss schon irgendwie agil bleiben und Sachen probieren und machen und tun und vielleicht noch eine Webseite starten und noch ein Projekt starten. Dann haust Du es halt wieder in die Tonne und schaltest das nächste Ding, aber wenn Du zuhause sitzt und auf gutes Wetter wartest, dann kommt vielleicht gutes Wetter, aber das hast Du dann nicht so im Griff. Aber alles andere, wo Du dann auch noch teilhaben musst, das kann nur passieren, wenn Du selber auch aktiv wirst. Joe: Ja absolut, ganz genau. Ich sehe das ganz genauso, dem kann ich nichts hinzufügen. (beide lachen) Marcus: Da musste ich aber auch erstmal hinkommen vom Mindset her, dass man Sachen ausprobiert und macht. Und gerade - auch wenn ich es jetzt schon ein paar Mal erzählt habe - für uns beide oder mir speziell am Anfang war es so schwer, rauszugehen in die Welt und zu sagen “Hey ich kann was! Ich kann Webseiten bauen” oder “ich kenne mich im Online-Marketing aus” und biete das als Dienstleistung an. Also a) überhaupt um Geld zu fragen oder da eine Hausnummer dranzuschreiben, ist mir schwer gefallen und b) auch in die Welt rauszugehen und zu sagen “ich kann Wordpress Seiten bauen”. Weil ich dachte, ich war so tief in meinem Experten-Ding drin und nur auf diesen krassen SEO-Konferenzen, dass ich dachte “Die lachen Dich doch aus hier die Leute, wenn Du sagst, Du machst für andere Websites oder kannst Wordpress Seiten machen”. Dennoch ist es ein super guter Value für die Leute, wenn die nicht so tief drin sind. Joe: Total, absolut. Marcus: Wie war das dann? Bist Du nach Deutschland zurückgekommen mit der Idee und dem Entschluss “ich mache das jetzt, ich ziehe das durch”? Hattest Du dann noch einen bestehenden Job oder hattest Du den vor der Weltreise schon gekündigt? Und was waren dann so die ersten Steps auf dem Weg zu My Traveling Piano? Vielleicht als zweit Frage noch: Wie hoch war Dein Anfangsinvestment in das Klavier und das ganze Setup? Joe: Also ich kam zurück und habe dann erstmal Tourismus Management studiert. Beziehungsweise ich hatte diese Idee zu dem Traveling Piano sozusagen auf meinem zweiten Trip nach Bali nach meiner Weltreise. Da hatte ich schon angefangen Tourismus Management zu studieren, weil ich bis dato dachte, die Weltreise war super geil, ich muss was mit Sprachen, Kulturen und Reisen machen. Da war irgendwie klar und dann dachte ich “dann studierst Du mal Tourismus Management”. Dann habe ich aber auch währenddessen irgendwie auch gemerkt “eigentlich hast Du auch bock Klavier zu spielen, als ich dann diese Idee hatte, aber dann war bei mir wieder dieses Ding “Du sollst ja eigentlich Sachen zu Ende bringen und jetzt hast Du das Studium schon ein Jahr gemacht. Das sind auch nette Leute und so und dann gehst Du noch ein Jahr ins Ausland während des Studiums - ist ja auch geil.” Und dann habe ich das Studium doch weiter gemacht und habe dann einfach nebenbei ein bisschen als Klavierspieler in Bars, Restaurants und Hotels Geld verdient, aber das Projekt immernoch nicht umgesetzt. Dann war ich ein Jahr in Südamerika und als ich dann wieder kam, war da eigentlich nur noch ein Semester und die Abschlussarbeit. Das habe ich dann auch noch gemacht, aber irgendwann war da dieser Punkt, obwohl nur noch die Abschlussarbeit anstand und habe mir gedacht “wenn ich´s jetzt nicht mache, dann mache ich’s nie”. Und dann habe ich es einfach gemacht und habe quasi das Studium erstmal nicht abgeschlossen. Marcus: Also es fehlte nur noch die Abschlussarbeit und dann hast Du aber gesagt “nee, ich mache jetzt erstmal das Klavier-Ding. Joe: Genau. Es hatte sich einfach so angestaut über die Jahre. Es waren von der ersten Idee bis zu dem Zeitpunkt so vier Jahre und ich musste es einfach machen. Ich habe da gesagt “wenn ich’s jetzt nicht mache, dann mache ich es nie”. Die Abschlussarbeit zum Studium war mir in dem Moment total egal. Ich habe mir gesagt “ich mache das irgendwann und vielleicht mache ich es auch gar nicht mehr”. Mittlerweile ist es dann jetzt fertig. Aber es war mir einfach total wichtig, das einfach anzugehen. Marcus: Und was waren dann die ersten Steps? Bist Du dann in den Klavierladen und hast Dir ein Klavier gekauft? Hast Du Deinen Vater beauftragt, Dir einen fahrbaren Untersatz zu bauen? Hast nach einem Bulli geguckt? Ich meine, wie geht man so etwas an? Da gibt es wahrscheinlich nicht so Online-Kurse im Internet zu oder die Top 10 Tipps “wie werde ich ein Traveling Piano Artist”. Joe: Nee natürlich, da gibt es überhaupt gar nichts. Das ist dann auch wirklich schwer, wenn man sich in dem Jungle erstmal zurechtfinden und sich überlegen muss “wie kriegt man das jetzt alles hin? Wie macht man das fahrbar?” Und so weiter. Das war nicht leicht. Ich habe dann im Internet nach einem Klavier gesucht und habe dann auch ein schönes gefunden, schön in Hochglanz schwarz lackiert und so und dann war das Angebot lustigerweise - ein total schöner Zufall - von dem Klavierhaus, wo meine Mutter, als ich vier Jahre alt war, ihr Klavier auch gekauft hat. Das war total der Zufall. Ich habe ihm natürlich die Geschichte erzählt und er fand das auch total super und dann hat er mir dann noch so ein paar Tipps gegeben. Also habe ich von ihm das Klavier gekauft. Dann ging es halt darum, das jetzt irgendwie rollbar zu machen. Da hat mir dann mein Vater geholfen. Wir haben da jeden Tag bestimmt eine Stunde telefoniert und geplant: Was nehmen wir für Räder, was für Achsen und es gibt ja tausend verschiedene Möglichkeiten, wie man das dann auch lenken und fahren kann; dass es auch stabil ist; dass es nicht umkippt, wie Du vorhin gesagt hast und dass es sich leicht schieben lässt. Da haben wir wirklich sehr, sehr viel Zeit geplant und mein Vater hatte auch total viel Energie und Liebe reingesteckt. Die Plattform war dann irgendwann fertig und dann war es so ein wenig wie die Hochzeit, als das Klavier dann auf die Plattform gestellt wurde, sozusagen. Marcus: Ja, die Dinge kommen zusammen, ne? Joe: Genau. Ich konnte es dann zum ersten Mal auf die Straße schieben und spielen. Für alles zusammen hatte ich am Anfang Kosten von ca. 3.000 € bis 4.000 €. Marcus: Hast Du das Klavier danach noch sukzessive ausgebaut? Ich habe gesehen, Du hast da jetzt auch eine CD-Auslage vorne dran und ein paar kleine Gadgets oder hast Du das so direkt als komplette Idee einmal in einem durchgebaut? Joe: Nee das Klavier ändert sich ja nicht. Ich habe immer neue Ideen, dann hatte ich mal einen Tisch und jetzt ist meine neueste Idee, da hängt halt jetzt hinten am Klavier ein Koffer dran. Das ist ein alter schöner Reisekoffer, der ist auch wirklich Original 100 Jahre alt. Marcus: Ja geil! Joe: Den haben wir aus dem Keller geholt und der fast wie verschimmelt, also ganz weiß, also er sah ganz alt aus. Wir haben den dann sauber gemacht. Dann habe ich den wieder meinem Vater gegeben und er hat den dann aufgemöbelt, sodass der wieder richtig geil aussieht. Da haben wir dann das Logo draufgeklebt und auf dem Koffer stehen jetzt halt meine CDs und da können die Leute das Geld reintun, wenn sie eine CD mitnehmen möchten. Ich habe zwei Alben aufgenommen und eine davon ist halt nur meine eigene Musik und eine ist nur mit Coverstücken. Und die andere ist halt mit eigenen Songs. Marcus: Das heißt, die sind dann auch komplett von Dir komponiert und geschrieben worden? Joe: Genau, als das Klavier dann schon fertig war - das war glaube ich zwei Jahre, nachdem ich es gebaut habe und damit auch auf Tour war und so. Viele Leute haben mich gefragt nach eigener Musik. Und ich hatte auch total das Bedürfnis danach, eigene Musik zu komponieren. Mein Traum war diese Musik zu komponieren an irgendeinem richtig geilen Ort und nicht irgendwie in einem Studio oder zu Hause, wo Du gegen die Wand guckst und wo irgendwie nicht so richtig Inspiration da ist. Weil ich auch schon soviel draußen gespielt habe, wollte ich irgendwie an einen super geilen Ort. Da bin ich auf eine kleine Insel im Süden von Thailand gefahren. Marcus: Wie heißt die Insel? Joe: Die Insel heißt Koh Jum und ich habe mir - weil ich natürlich im Flugzeug nicht mein Klavier mitnehmen konnte - auf dem Festland ein E-Piano gekauft. Das hatte ich vorher natürlich schon organisiert. Und das habe ich dann mit diesen Longtailboats auf diese kleine Insel gebracht. Da gab es auch gerade mal so Strom in dem Bungalow Resort, wo ich war. Da war wirklich ganz wenig Tourismus und es war wirklich ruhig, also genau das was ich wollte. Ich wollte mich mit gar nichts anderem beschäftigen. Keine Party und nix irgendwie außerhalb außer die Musik zu komponieren. Es macht Spaß aber es ist auch wirklich Arbeit. Dann war ich zwei Monate auf der Insel und habe dort diese Stücke komponiert. Ich habe einfach darauf vertraut, dass ich da Leute treffe, wie zum Beispiel einen Fotograf. Ich habe darauf vertraut, dass ich einen Fotografen treffe, den ich fragen kann, ob er mir das Cover für mein Album schießt auf der Insel. Und ja, dann habe ich da auch irgendwann da ein fettes Stativ rumstehen sehen und da habe ich halt jemanden gefragt “wem gehört denn dieses Stativ, das sieht ziemlich professionell aus”. Und so kam der Kontakt zustande. Dann bin ich da am nächsten Morgen nochmal hin und habe ihn angesprochen “hör mal, gehört Dir das Stativ, was ich da gestern habe stehen sehen?” Ja und es gehörte ihm. Also habe ich ihm von meinem Projekt erzählt und er fand das super cool. “Klar, da machen wir ein paar Bilder” hatte er gesagt. Dann war da noch eine andere Deutsche da und die hatte auch ein super gutes Auge und hat dann auch noch ein paar Bilder gemacht. Und so sind quasi die ganzen Bilder, auch für das Booklet und für das Cover meiner CD, entstanden. Ein Australier den ich kennengelernt habe, dem habe ich später noch einmal die englischen Texte geschickt, ob er die nochmal proof-readen könnte und so hat er mir auch dabei noch mit geholfen und so hat sich das dann ergeben. Da ist halt ein Album draus entstanden. Das heißt “Follow the Sun”. Das ist ja immer mein Motto, weil ich ja immer dem guten Wetter hinterherfahre. Marcus: So wie die meisten digitalen Nomaden. Joe: Ja ganz genau. Gerade auch für’s Klavier total wichtig. Speziell jetzt natürlich auch für die Insel. Das passt einfach auch. Man sieht die Sonne und das Meer und so heißt auch das erste Stück auf der CD: “Follow the Sun”. Marcus: Cool, dann hast Du quasi auf der kleinen Insel als analoger Nomade Dein erstes Remote Team aufgebaut, wo der eine dann Proofreading gemacht hat, der andere das Foto und das Cover. Sau Cool! So kann es auch gehen. Joe: Ja und das Klavier ist jetzt eingelagert sozusagen, auf der Insel. Ich bin jetzt schon zum zweiten Mal wieder auf die Insel zurück und das steht dann da bei der Familie, die diese Bungalow-Anlage betreibt. Die sind super toll, super nett. Und die helfen auch total viel. Dann spiele ich da ab und zu mal ein kleines Konzert abends oder so. Ich kann also jederzeit wieder dorthin zurück und weiß, da wartet mein E-Piano auf mich. Marcus: Das ist ja auch cool zu wissen. Irgendwo auf der Welt gibt es noch einen Anker, wenn irgendwie gar nichts mehr geht oder da ist schon so viel Cooles passiert und dann ist da noch ein Klavier für Dich. Dann geht man dahin ne? Joe: Ja total! Marcus: Wie entsteht so ein neues Stück oder eine Komposition? Ich habe da irgendwie überhaupt keine Vorstellungen zu. Hat man da erst ein Thema, eine Story und überlegt dann, welche Klänge passen dazu oder gibt es erst die Klänge und überlegt dann, wozu könnte das passen, zu welcher Story? Gib mal bitte ein paar Insides! Joe: Also ich muss dazusagen, dass ich mich tatsächlich mit diesem Thema nie professionell auseinandergesetzt. Ich habe nie einen Kurs belegt oder irgendwas “wie komponiert man richtig?” oder so. Ich bin auch gar nicht sonderlich gut im Notenlesen. Ich spiele einfach mein ganzes Leben schon Klavier. Ich war nicht immer besonders fleißig. Meine Klavierlehrerin hat mich damals rausgeschmissen. Aber ich habe halt immer gespielt und habe auch immer das gespielt, was mir so in die Finger floss und was ich gehört habe, habe ich nachgespielt. Also ich habe entweder ein ganz gutes Gehör und habe das dann oft so gemacht. Und so war es im Prinzip auch beim Komponieren. Also wenn ich irgendwelche Melodien im Kopf hatte, dann habe ich mich einfach hingesetzt und angefangen auszuprobieren. Das ist unterschiedlich. Manchmal hatte ich dann quasi erst die Musik und dann habe ich gesagt “das klingt nach dem und dem”. Ich habe dann die Musik gespielt und während ich es gespielt habe, fiel mir dazu eine Geschichte an und dann stand dann irgendwann der Name fest. Marcus: Das heißt, dann entstehen Bilder im Kopf oder irgendwelche Sequenzen? Joe: Ja genau richtig. Oder, es ist auch manchmal anders herum gewesen, dass ich zum Beispiel viel geträumt habe oder so. Ich bin dann oft nachts oder morgens dann eben aufgewacht und hatte gleich vielleicht schon eine Melodie im Kopf. Dann habe ich mich ans Klavier gesetzt und dann war es quasi schon halb fertig, weil ich dieses Lied irgendwie schon geträumt habe oder so. In einem Fall war es so - mein Großvater ist leider ein Jahr vorher gestorben und ich hatte ein ganz gutes Verhältnis zu ihm - und eine Nacht habe ich halt von ihm geträumt. Und als ich morgens aufgewacht bin, hatte ich gleich schon eine Melodie im Kopf. Da war klar, das Stück wird meinem Opa gewidmet. Das Stück heißt “Sleep well good old man” und es greift einfach die ganzen schönen Erinnerungen mit auf. Es ist kein super trauriges Lied, sondern einfach ein schönes Lied für meinen Opa. Was auch ganz schön war, mein Cousin, der macht Filme. Und als ich ihm dann davon erzählt habe, hat er gesagt, zu dem Lied müssen wir unbedingt ein Video machen. Da haben wir jetzt quasi ein Familienprojekt gemacht und haben ein Video gedreht. Also er hat das Video gedreht zu der Musik die ich geschrieben habe für unseren Opa. Marcus: Wow, das ist ja cool! Ist das irgendwo bei Youtube zu finden oder zu sehen? Joe: Ja, das ist auf meiner Homepage unter Videos zu sehen oder halt auch auf Youtube, wenn man unter “Sleep well good old man” sucht, dann findet man das. Marcus: Cool! Joe: Das Lied kann man sich auch kostenlos runterladen, wenn man sich in meinen Newsletter einträgt. Marcus: Perfekt! Das sollte also jeder auf jeden Fall auch tun. Spielst Du denn mittlerweile lieber Deine eigenen Sachen oder immernoch gerne Coversongs? Und welche Sachen kommen beim Publikum besser an? Joe: Also natürlich spiele ich am allerliebsten meine eigenen Stücke, weil das zeigt ja auch am meisten von mir und von dem was ich mache und von meiner Musik. Aber es ist natürlich immer schwierig die Leute zu catchen auf der Straße mit Stücken, die sie nicht kennen. Deswegen spiele ich am Anfang meistens etwas Bekanntes, bis ich mir dann eine kleine Crowd aufgebaut habe und ein paar Leute drum herum stehen und dann spiele ich halt eigene Sachen und erzähle meine Geschichte, wie die Musik entstanden ist. Dann spiele ich meine eigenen Stücke, dann haben sie aber eine ganz andere Aufmerksamkeit dafür. Viele sagen mir dann auch, dass sie meine eigenen Stücke schöner finden. Das ist dann natürlich das schönste Kompliment, was man dann bekommen kann. Marcus: Es ist bestimmt auch voll spannend zu sehen, wie dann so eine Crowd entsteht, ne? Dass die ersten kurz gucken, sich noch nicht trauen stehen zu bleiben. Dann gehen sie doch weiter, dann bleiben vielleicht doch mal zwei, drei stehen. Und das hat dann wieder den Effekt, dass mehr Leute trauen, stehen zu bleiben. Das könnte ich mir so vorstellen oder wie ist das? Joe: Ja, also das ist super interessant von der psychologischen Sicht her. Wie das alles funktioniert und da bin ich auch immernoch nicht 100%-ig durchgestiegen, weil es auch immer unterschiedlich ist. Aber es ist ja immer so ein bisschen star to movement. Wenn einer wirklich anfängt und sich da hinstellt und mittenrein vielleicht. Dann trauen sich die anderen vielleicht auch stehen zu bleiben. Das ist von daher manchmal gar nicht so einfach. Manchmal muss man einfach einen Bekannten da in die Mitte stellen und sagen “hier hör mal ein bisschen zu”. Marcus: Wahrscheinlich halten die ersten erstmal so ein bisschen Distanz. Die kennen einen nicht oder sind vorsichtig und dann trauen sie sich doch mal ein bisschen näher ans Klavier zu kommen oder Dir auch mal in die Augen zu schauen oder wie ist das? Joe: Ja, das ist so. Also viele trauen sich das auch nicht, mich anzusprechen oder so. Aber wenn sie dann sehen, einer spricht den an dann “ahhh, dann traue ich mich auch” und dann kommen die anderen vielleicht auch dazu. So ist es auch bei den CDs. Die Leute trauen sich dann vielleicht auch nicht an die CDs zu gehen und eine mitzunehmen. Wenn sie dann aber sehen “ah guck mal da, da hat auch gerade jemand eine gekauft und das geht ja ganz einfach” dann gehen sie vielleicht auch hinterher und kaufen auch eine. Marcus: Ja, das ist immer wieder faszinierend, wie der Mensch funktioniert oder die meisten Menschen. So als Heerdentiere. Wenn einer was macht… Joe: Also ich glaube, da könnte man auch noch mehr darüber lernen, das wäre auch für mich interessant. Um das vielleicht auch ein bisschen gezielter einzusetzen. Marcus: Klar, ich meine, letzten Endes musst Du ja auch davon leben können und um so besser Du verstehst, was da überhaupt passiert an Dynamik, wenn Du da unterwegs is, dann ist das wahrscheinlich auch für die anderen besser. Weil je mehr Leute dann involved sind, das ist für beide Seiten besser. Vielleicht nimmst Du Dir mal einen Psychologen mit, der Dich mal ein paar Wochen begleitet. Joe: Ja, das wäre denkbar, auf jeden Fall. Das müsste man sich mal überlegen. Marcus: Welche war bisher die größte Crowd vor der Du gespielt hast? Joe: Sagen wir mal so: Ich halte die Straße eigentlich für die größte Bühne der Welt. Wenn ich jetzt in so einer Fußgängerzone spiele, wo richtig viele Leute durchlaufen, sagen wir mal in Köln auf der Schildergasse oder in Hamburg Spitalerstraße oder Mönckebergstraße oder so, da laufen pro Stunde so 6000 bis 7000 Leute teilweise durch. Vielleicht sogar noch mehr. Die genauen Zahlen habe ich nicht im Kopf. Das heißt es sind einfach sehr, sehr viele Menschen. Ich spiele natürlich nicht vor allen gleichzeitig, aber ich spiele vor sehr vielen Menschen an diesem Tag sozusagen. Also sehr viele Menschen nehmen mich einfach wahr an so einem Tag. Ich mache das super gerne. Ich finde das fast noch schöner als zu sagen, ich mache jetzt ein Konzert für 100 Leute. Weil dann sehen mich halt 100 Leute, aber wie gesagt, wenn ich da so einen ganzen Tag stehe an so einem belebten Platz, dann sehen mich 100 Leute alle fünf Minuten vielleicht. Es kann sein, dass die sich dann wieder austauschen. Ein paar gehen weiter, ein paar bleiben stehen, aber was ich eben toll finde ist, dass die Leute, die stehenbleiben, die quatschen dann auch nicht. Die bleiben stehen und die hören zu. Und die hören auch wirklich aufmerksam zu, sodass es in dem Moment halt ein total intimes Konzert ist. Manchmal stehen fünf Leute rum oder zehn und manchmal stehen auch 100 Leute um’s Klavier. Marcus: Krass. Joe: Oder 150. Also das kann man überhaupt nicht vorhersagen, wie sich so etwas entwickelt. Das hängt natürlich auch viel vom Platz ab und von irgendwelchen Nebengeräuschen. Das sind so viele Faktoren die darein spielen. Aber insofern ist das immer wieder spannend zu sehen, dass man es einfach nicht vorhersagen kann und immer wieder auch schön, für die Leute, die drumherum stehen einfach ein Konzert zu spielen. Marcus: Also gerade auf der Straße spontan anzufangen zu gucken was passiert ist für Dich noch spannender, als jetzt im Hotel zu spielen oder im Restaurant oder so? Joe: Absolut. Ich habe ganz lange in Restaurants und Hotels gespielt und ich habe da gar keine Lust mehr drauf. Also ich möchte das nicht mehr machen. Das ist da erstmal richtig Hintergrundmusik sozusagen. Die Leute unterhalten sich und wenn man Pech hat, dann kommt vielleicht noch nicht einmal irgendwie an einem ganzen Abend einer zu einem und sagt “cool, das war super” oder so. Ich meine, in den meisten Fällen kommen schon ein paar Leute und wünschen sich etwas und sagen auch, dass es schön war, aber halt auch nicht immer. Ich kriege halt auf der Straße, wenn ich die Musik selbst zu den Leuten bringe und die sind dann immer erstaunt - dass so ein fettes Klavier mitten in der Fußgängerzone steht - immer super tolle Rückmeldungen. Alleine dafür lohnt es sich schon und ich möchte da auf gar keinen Fall wieder in einer Piano Bar spielen. Marcus: Merkst Du denn auch kulturelle Unterschiede innerhalb von Deutschland in den beliebten Einkaufsstraßen, wie in Hamburg die Mönckestraße, Köln Schillergasse, München Leopold schlag mich tot, Berlin Alexanderplatz…? Joe: Ja, da sind schon Unterschiede, aber dadurch, dass es so viele Faktoren sind, die das beeinflussen, kann man jetzt auch gar nicht sagen, die und die Stadt ist jetzt besser als die, weil auch die Stadt, die vielleicht super gut ist oder sein soll, da können auch immer viele Faktoren irgendwie nicht stimmen und auf einmal läuft das irgendwie bleibt niemand stehen an dem Tag. Und in der Stadt, die man vielleicht total unterschätzt hat, weil man denkt da sind super wenig Einwohner und da laufen wenig Leute durch, da kann dann aber auf einmal voll die schöne Stimmung entstehen. Insofern ist es wirklich total schwierig. Man kann jetzt nicht sagen, da ist’s besser als da. Man kann höchstens sagen, dass es im Norden ein bisschen einfacher ist mit den Genehmigungen als im Süden. Im Süden braucht man fast überall eine Genehmigung, in Bayern und so. Da ist es echt streng und echt krass. Und im Norden ist man da flexibler. Da muss man sich nur an gewisse Regeln halten und braucht aber oftmals keine Genehmigung im Voraus. Das macht es natürlich einfacher. Marcus: Wurdest Du denn schonmal verscheucht oder hast Du ein paar Penalties gekriegt/kassiert? Joe: Auf jeden Fall. Ich habe schon diverse Begegnungen gehabt mit Polizei und Ordnungsamt. Die sind auch wirklich immer sehr, sehr, sehr unangenehm. Also wenn man nicht total dahintersteht, also hinter dieser Idee und total überzeugt ist, dass es das Richtige ist, dann kann es auch ziemlich schnell passieren, dass man den Kopf in den Sand steckt, weil man einfach mit so vielen Problemen konfrontiert wird, auch logistisch mit Parken und Ausladen und Parkplatz finden überhaupt. Und dann halt auch diese ganzen Regeln und dann bauen sich auf einmal fünf Ordnungsamtmitarbeiter vor dir auf, so zwei Meter Typen und schüchtern Dich halt ein wie sonst was und dann sitzt Du da und denkst “krasse”. Die stehen dann da und löchern Dich und sagen “Du hast Dich nicht an die Zeiten gehalten” etc. Es ist nur so ein Auf und Ab. Man kommt auch teilweise echte in unangenehme Situationen. Irgendwie erden die einen aber auch immer. Wenn man mal teilweise einen super geilen Tag hatte und alle einen in den Himmel gelobt haben und man super geile Rückmeldungen bekommen hat, dann kann es auch sein, dass der nächste Tag auf einmal wieder so ein richtiger Scheißtag wird - Entschuldigung! Aber wo einfach alles schief läuft. Wo man erst keinen Parkplatz findet; wo man dann das Klavier auslädt; vielleicht wird das Klavier noch nass, weil es anfängt zu regnen; dann bleibt vielleicht niemand stehen; man verdient kein Geld und dann kommt auch noch das Ordnungsamt und brummt einem eine 100,00 €-Strafe auf. Und dann denkst Du Dir echt “boah, wofür mache ich das hier eigentlich?!” Marcus: Ja, das kann ich mir echt gut vorstellen, was für ein gebrauchter Tag? Aber manchmal hilft das ja - wie Du schon sagtest - sich selber auch mal wieder zu erden und dann wieder bei Null anzufangen, als wenn Du irgendwie ständig auf Wolke 7 bist und gar nicht mehr höher fliegen kannst, weil umso tiefer fällt man dann und klatscht dann irgendwann wieder auf. Aber diese Momente, die Dich dann doch weiter motivieren und pushen, was sind das für Momente? Kommen die Leute danach zu Dir oder schreiben Dir E-Mails oder rührst Du manchmal auch Leute zu Tränen? Ich habe jetzt von der DNX das Feedback bekommen, wo Du ja auch gespielt hast, dass Du echt mega viele Leute total tief persönlich im Herzen erreicht hast. Und wir hatten ja im Heimathafen 450 Leute und das Ding war mucksmäuschen Still als Du angefangen hast zu spielen. Das ist glaube ich schonmal krass. Das habe ich vorne mit meinem Headset nicht hingekriegt. Joe: Also das war schon toll bei euch auf der DNX zu spielen. Das war echt ein tolles Gefühl, eine super dankbare Crowd auch irgendwie. Das muss ich auch zugeben, ist wirklich toll, wenn so viele Leute zuhören auf einmal und es wirklich komplett ruhig ist. Das hat man natürlich auf der Straße nicht. Da sind immer Nebengeräusche und wenn es nur die Straße ist oder einfach dieses allgemeine Gemurmel von den vielen Menschen, die dann da sind. Das war wirklich super toll, da auch in dieser Atmosphäre zu spielen. Ich habe aber dann tatsächlich, wenn ich auf der Straße spiele, auch solche Rückmeldungen, ganz oft. Also da kommen Leute zu mir, die sagen “Vielen Dank! Ich hatte so einen beschissenen Tag heute, alles lief schief bei mir und ich wollte wirklich nur noch mich im Bett verkriechen. Und dann komme ich hierhin und höre diese Pianoklänge und ich stehe jetzt schon seit einer Stunde hier und Du hast mir einfach den Tag gerettet! Ich danke Dir tausend Mal dafür!” Und das geht natürlich runter wie Öl. Das freut mich dann auch, wenn ich einfach merke, ich habe auch auf andere Leute dann irgendwie eine positive Auswirkung. Oder die Musik bewirkt etwas in den Menschen. Das ist im Prinzip auch das, was ich bewirken möchte. Dass die Menschen sich einfach mal ein bisschen Zeit nehmen und mal stehenbleiben. Alle sind immer so gehetzt. Oftmals ja durch ihre 9 to 5 Jobs. Marcus: Gerade in Deutschland, ne? Joe: Gerade in Deutschland, ja und das ist so schade zu sehen, dass irgendwie viele Leute nicht mehr das Leben so genießen können und so kleine Sache. Da steht da manchmal so ein Klavier und da kommt schöne Musik und trotzdem laufen alle vorbei. Das gibt es halt auch oft. Mir ist es eigentlich ein Anliegen, dass die Leute sich wirklich mal ein bisschen Zeit nehmen, mal ein bisschen innehalten und sich die Ruhe einfach mal nehmen und auch vielleicht generell in ihrem Leben sich öfter diese Ruhe gönnen. Ich kriege oftmals dann im Nachhinein noch E-Mails, manchmal einen Tag oder ein paar Tage später. Manchmal aber wirklich auch ein paar Monate später oder ein Jahr später oder so. Da schreiben mir die Leute, dass dieser Tag oder diese Begegnung wirklich deren Leben verändert hat. Das geht mir dann teilweise auch wirklich super nah. Davon lebt das halt auch. Dieses Feedback dann zu bekommen ist unbeschreiblich. Marcus: Ich glaube ja auch fest daran, dass es diesen Butterfly-Effekt gibt. Sprich: wenn Du im Kleinen irgendwie eine Veränderung bei jemandem herbeiführst, nur dass er kurz innegehalten hat und dann zwei Minuten bei Dir zugehört hat und dann nach Hause geht und dann vielleicht ein bisschen besser gelaunt ist und netter zu seiner Frau oder Partnerin ist, als er vielleicht vorher gewesen wäre. Und die geht dann wieder besser gelaunt zum Sport und schreit die nächsten Leute an und der Coach ist auf einmal gut drauf. Ich glaube, so kann wirklich jeder die Welt ein Stück weit besser machen. Gerade Du auch mit dem Piano. Joe: Ja, ich hoffe, dass das so funktioniert. Ich glaube da eigentlich auch dran, ja. Da sollten noch viel mehr Menschen einfach das tun, was sie lieben. Das ist eigentlich auch meine Vision. Wenn jeder das tun würde, was er liebt, dann würde es auch keine Kriege mehr geben auf der Welt - mal ganz naiv gesagt. Aber weil einfach alleine schon im Kleinen: Wenn im Bekanntenkreis jeder das tun würde, was er liebt, dann hätte man einfach zusammen auch viel mehr Spaß. Weil man würde nicht die ganzen Probleme bequatschen, die es gibt, weil man Sachen tut, die man nicht liebt. Sondern man würde sich einfach austauschen und es wäre einfach eine viel positivere Stimmung, insgesamt im ganzen Leben. Marcus: Ja ja, ich finde es auch immer schwer nachzuvollziehen, woher das kommt. Gerade in so Ländern, wie bei uns in Deutschland. Wo die Leute eigentlich alles haben. Das Netz ist so fest gestrickt - das soziale Netz - da kann nichts passieren und die Leute haben eigentlich genug Geld und trotzdem sind sie irgendwie depressiv verzweifelt und nicht zufrieden mit dem, was sie haben. Joe: Das zeigt ja, dass in unserer Gesellschaft vieles richtig, aber auf jeden Fall nicht alles richtig läuft. Marcus: Nee, nicht alles. Wie sind Deine nächsten Pläne mit dem Piano? Was hast Du geplant in den nächsten Monaten? Joe: Ich hatte es glaube ich schon kurz erwähnt. Ich habe total Lust nochmal eine richtige Weltreise zu machen. Da bin ich jetzt gerade dabei zu überlegen, wie ich das logistisch organisieren kann. Weil dieses Klavier wiegt, wie gesagt 250 kg, irgendwohin zu verschiffen und damit es dann auch noch vor Ort flexibel bleibt, das ist schon wieder eine mega große Herausforderung vor der ich jetzt gerade stehe. Aber ich habe total Lust nochmal aus Europa rauszukommen. Ich war jetzt zwar noch nicht in allen europäischen Ländern mit dem Klavier, aber ich habe total Lust Richtung Asien mal zu fahren und dort für die Menschen zu spielen. Ich könnte mir vorstellen, dass das dort auch sehr gut ankommt. Da bin ich jetzt gerade am überlegen, ob ich nochmal ein neues Klavier brauche, was man so klein machen kann, dass es vielleicht sogar im Flugzeug mitzunehmen ist. Da suche ich jetzt nochmal Möglichkeiten, vielleicht auch nach Partnern, also Airlines oder so. Falls da also jemand einen Kontakt hat, immer gerne her damit! Da habe ich total Lust drauf! Und jetzt als nächstes werde ich noch einbisschen in Deutschland rumtouren und vielleicht auch nochmal in die Schweiz oder Österreich. Aber ich habe eigentlich nie ganz genaue Pläne. Also es gibt bei mir auch keinen normalen Tag. Ich entscheide immer sehr aus dem Bauch heraus. Marcus: Das heißt, bei Dir gibt es auch keine festen Tourdaten oder so, sodass die Leute sich drauf einstellen können. Joe: Das ist halt ein bisschen schade, weil danach fragen natürlich viele. Und dann muss ich dann meistens sagen “tut mir leid, das weiß ich noch nicht. Ich poste es dann bei Facebook kurzfristig vorher”. Aber weil es auch sehr von dem Wetter abhängt, kann ich das oftmals richtig sicher nur einen Tag vorher posten. Oder ganz sicher sogar immer am selben Tag. Weil in Deutschland ist das Wetter einfach so wechselhaft. Dann ist immer mal wieder ein Schauer und ich fahre dann auch wirklich ganz oft an dem Tag wo ich spiele, da entscheide ich erstmal in welcher Stadt ich spiele. Also es kann sein, dass ich 200 km in den Osten fahre oder 200 km in den Westen. Also wenn ich in Hannover bin, könnte es gut sein, dass ich den Tag dann in Münster spiele oder vielleicht auch in Leipzig oder so. Deswegen ist es wirklich total schlecht vorhersehbar. Dann fahre ich dann eben dahin, weil ich kann dann sehen, okay das Wetter ist dort wirklich trocken. Ich habe da mehrere Apps auf meinem Handy, wo ich das Wetter wirklich genau beobachte. Ich bin da voll der Wetterfrosch geworden und da richte ich mich vor allem auch danach. Wenn es natürlich anfängt zu regnen, ist mein Tag damit erledigt und damit auch die Einnahmen für den Tag. Marcus: Kannst Du denn jetzt zum Beispiel, wenn wir hier mal nach oben in die Wolken gucken, sagen, was in den nächsten drei Stunden passiert? Joe: Ja, also es wird heute … - lass mich mal kurz gucken - also heute wird es nicht so mega heiß wie gestern. Ich glaube heute haben wir so 26 Grad. Es wird auf jeden Fall nicht regnen. Es ist eine sehr angenehme Sommer-, fast Frühlingsluft heute. Marcus: Erkennst Du das an den Wolken oder woran erkennt man Regen? Joe: Nee, ich habe natürlich heute morgen schon die Wetterapp gecheckt. (Beide lachen) Joe: Aber man merkt es auch. Ich habe tatsächlich, weil ich auch viel Zeit draußen verbringe und draußen spiele, kriegt man auch wirklich mehr ein Gefühl für die Umwelt, also für die Natur. Das finde ich auch total spannend zu beobachten. Wenn man immer nur im Büro sitzt, merkst Du ja nichts. Du kriegst nichts von draußen mit. Wind, Regen, Sonne. Merkt man einfach nicht. Und weil ich viel am Klavier sitze und meinetwegen den ganzen Tag draußen spiele, habe ich natürlich auch den schönsten Arbeitsplatz. 1. Ist er vorm Klavier, 2. ist er draußen an der frischen Luft. Und dann merkt man aber auch “oh, jetzt ändert sich gerade etwas hier. Ich glaube, es könnte sein, dass es gleich anfängt zu regnen.” Dann gucke ich auf mein Regenradar und dann kann man immer schon so ein bisschen sehen, ob da etwas kommt oder nicht. Und jetzt kann man hier sehen 0% Regenwahrscheinlichkeit, gar keine Wolken in Sicht. Also heute wird es auf jeden Fall nicht regnen. Ich habe also eine App, die macht nichts anderes außer die Regenwahrscheinlichkeit für die nächsten zwei Stunden darzustellen. Und das macht sie dann aber dafür ziemlich genau. Marcus: Ziemlich useful für Dich. Das heißt, die hast Du immer am Start, wenn Du unterwegs bist? Joe: Immer! Also ich gucke auch regelmäßig drauf, also zumindest wenn ich weiß, es könnte heute ein Schauer kommen. Dann gucke ich immer drauf und dann sehe ich schon “okay in einer Stunde kommt was, dann spiele ich jetzt noch ein bisschen und mache danach eine Pause.” Dann schiebe ich das Klavier irgendwo unter wo es halt safe ist. Marcus: Du bist ja jetzt ortsunabhängig mit Deinem Klavier unterwegs und verdienst damit Dein Geld, aber trotzdem auch digital unterwegs, oder? Das heißt jetzt nicht nur die App sondern, machst Du sonst noch irgendwas online oder digital? Joe: Ja absolut, mich interessieren auch diese ganzen Techniken seit immer. Also ich habe da eine sehr große Affinität zu und habe auch an meiner Webseite mitgemacht. Also ich habe sie nicht alleine gemacht sondern hatte Freunde, die mich dabei unterstützt haben. Aber mir war es halt wichtig so einen Online-Shop zu haben, mit dem ich meine CDs verkaufen kann. Das ist jetzt auch alles automatisiert. Ich habe da auch die 4 Stundenwoche gelesen vor Jahren. Diese ganzen Konzepte, die interessieren mich halt total. Mich interessiert halt vor allem, wie kann ich das auf mein Business sozusagen anwenden? Ich möchte bei der Musik bleiben, weil das ist einfach total meine Leidenschaft. Aber ich finde halt diese Konzepte, die es gibt so spannend. Deswegen interessiert mich auch diese ganze Bewegung der digitalen Nomaden, weil die beschäftigen sich ja sehr viel damit. Diese ganzen Konzepte, sozusagen, auf mein Projekt anzuwenden. Insofern verkaufe ich meine CDs jetzt in meinem Online-Shop. Der Vorgang ist automatisiert, bzw. wenn die bestellen, dann bekommen sie die Rechnung automatisch zugeschickt. Das geht dann zu meiner Mama und die verschickt das dann. Und die freut sich auch, dass sie dadurch auch mehr im Kontakt und involviert ist. Ihr macht das total Spaß auch etwas zu dem Projekt beizutragen und so. Und dann kriegt sie ja auch oft eine nette Rückmeldung. Das ist natürlich dann halt super. Egal wo ich dann gerade unterwegs bin, ich weiß, die CDs werden immer verschickt und das ist halt super. Das würde ich auch gerne mehr machen. Also mehr mit Downloads und auch die Musik irgendwie weltweit mehr vermarkten. Ich merke halt, die kommt da total gut an. Und ich möchte es einfach mehr Menschen zugänglich machen und ich möchte meine Musik, wenn ich die in die ganze Welt verbreiten könnte, das wäre natürlich ein Traum. Das geht natürlich vor allem sehr mit Hilfe der digitalen Medien. Da bin ich aber noch nicht 100%-ig sicher, was ich da jetzt ganz genau nutzen werde. Ich habe schon einige Sachen ausprobiert. Das funktioniert auch so, aber der ganz große Boom, der ist bisher noch ausgeblieben. Marcus: Ja, aber ich glaube, man muss sich das auch langsam aufbauen. Also alles was man organisch und step by step aufbaut an Reichweite, sei es jetzt über Facebook - ich weiß jetzt nicht, wo Du sonst noch unterwegs bist. Bist Du auf Instagram? Joe: Ja, ich bin seit kurzem auf Instagramm. Ich habe mich da jetzt ein bisschen - sozusagen - reingehängt. Marcus: Ja und so war es ja auch bei Feli und mir. Das ging bei uns step by step. Wir haben da am Anfang diese Blog-Sharingmitgemacht und haben irgendwie Gastartikel bis zum Erbrechen geschrieben. Nur um irgendwie unsere Passion in die Welt zu tragen. Und dann wird es halt immer größer und dann fragt Dich mal ein größerer Blog an und dann irgendwann eine kleine Regionalzeitung und dann mal eine größere Zeitung, dann die Wirtschaftswoche und letzte Woche waren wir im ZDF. Aber es geht halt alles nur organisch. Und Du musst auch bereit sein, weil ich bei Dir weiß, dass Du es bist, viel Arbeit reinzustecken. Leider vergessen das halt viele. Joe: Es ist auch wirklich wahnsinnig viel Arbeit. Also von der 4 Stundenwoche bin ich meilenweit von entfernt. Marcus: (lacht) Da werden wir auch nie hinkommen. Joe: Aber es macht ja auch Spaß irgendwie, aber man muss trotzdem aufpassen, dass man nicht zu viel macht und auch nicht zu viel getriebener ist von diesem Ganzen. Wenn man überall hört “hier ist geil und da kannst Du so und so viel verdienen” . Man muss einfach aufpassen, dass man sich auch wirklich auf das besinnt, woran man auch wirklich Spaß hat. Deswegen machen wir das ja, weil wir Spaß haben wollen. Wenn Du nachher doch wieder alle unsere eigenen getriebenen sind, weil wir mehr verdienen und mehr erreichen wollen, dann finde ich, muss man auch aufpassen, dass man trotzdem noch irgendwie das Leben genießt. Zumindest kann ich das von mir sagen. Die DNX hat mir dabei auch noch einmal geholfen. Ich habe mir eigentlich schon lange gesagt, dass es wichtig ist zu fokussieren. Aber ich habe es glaube ich, in den letzten Monaten ein bisschen vergessen, weil ich so viele Sachen auch parallel machen wollte. Marcus: Ja, das kann einen ja verrückt machen. Dieses Shiny-Object Syndrom. Gerade wenn Du mit den Leuten abhängst “Whoa, Dropshipping ist der neue heiße Scheiß! - Krass ich muss bei Dropshipping einsteigen! - Boah nee, Du brauchst jetzt Snapchat! - oh krass, ich brauche den Snapchatkram und muss jeden Tag Snapchat machen. Instagram muss ich auch noch machen und bei Facebook auch. Und der sagt gerade Ebooks gehen voll ab und der Dritte hat irgendwie jetzt einen Buchvertrag gekriegt.” Und dann denkst Du “scheiße, was mache ich denn jetzt?!” Joe: Ja, ganz genauso ging es bei mir auch die letzten Tage. Und dabei muss man natürlich aufpassen, dass gerade bei einem Musiker die Musik nicht untergeht. Musiker haben ja eigentlich eine gute Zeit. Sie können sich selber vermarkten, was ja früher nicht so gut möglich war. Aber, sie müssen es halt auch irgendwie. Und dann ist es total schwer als Musiker die Balance zu halten zwischen Selbstvermarktung und Musik. Machst Du nur Musik, dann ist das natürlich super geil, da machst Du tolle Musik. Aber, wenn Du nichts oder keinen hast, der das vermarktet, dann kannst Du auch nicht davon leben. Oder machst Du irgendwie ein bisschen Musik, aber machst die meiste Zeit nur Vermarktung, dann ist ja auch irgendwie der Sinn verfehlt. Und das ist wirklich nicht leicht, die Balance zu halten. Deshalb suche ich im Prinzip auch nach Leuten, die mir so diesen Bereich abnehmen. Mir macht das eigentlich Spaß und ich glaube, dass der Bereich auch gerade für das Projekt auch Spaß macht oder auch anderen Leuten Spaß machen kann. Ich möchte das gerne abgeben, weil ich denke, dass es wichtig ist. Ich möchte nicht komplett darauf verzichten, aber ich will mich auf jeden Fall wieder mehr um meine Musik kümmern. Meine Follower die fragen auch an “Ja, wann kommt denn jetzt Deine nächste CD?” Und natürlich will ich denen auch neue Musik zur Verfügung stellen. Marcus: Da ist ja auch Dein Business. Also ohne die Musik würde alles drumherum nicht gehen und was Du auch gesagt hast, was nochmal klar geworden ist bei der DNX, was ganz wichtig ist, gerade auch am Anfang, irgendwie einen Laser-Fokus zu haben auf das, was einen dann auch erfüllt. Joe: Ja, absolut unheimlich wichtig. Marcus: Ich denke, das war ein ganz cooles Schlusswort. Es hat mir sauviel Spaß gemacht mit Dir hier abzuhängen hier in Friedrichshain. Wielange bist Du jetzt noch in Berlin? Joe: Ja, genau weiß ich das noch gar nicht. Ich finde es erstmal geil hier. Für mich ist Berlin ja nicht nach Hause kommen, sondern für mich ist es in einer neuen Stadt viel zu entdecken. Geiler Spirit hier! Da ich ja mein Wohnmobil immer dabei habe - ich habe ja seit 1,5 Jahren gar keine Wohnung und wohne quasi eh im Bus oder übernachte bei Freunden - bleibe ich einfach solange hier, wie ich Bock habe. Und das ist mindestens noch eine Woche, denke ich. Marcus: Ja saugeil, so flexibel zu sein mit dem Wohnmobil. Vielen Dank nochmal und wir sehen uns bestimmt wieder! Joe: Ja vielen Dank Dir auch Marcus. Bis bald! Marcus: Bis bald! [/su_spoiler] [/su_accordion]
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